20.04.2024

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14.02.20 / „Altmark“ / Zweifel an Norwegens Neutralität

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 07 vom 14. Februar 2020

„Altmark“
Zweifel an Norwegens Neutralität
Wolfgang Kaufmann

Während des Zweiten Weltkrieges war für die deutsche Wehrindustrie die Versorgung mit schwedischem Eisenerz von existenzieller Bedeutung. Deshalb beabsichtigten die Westalliierten, die für die Verschiffung schwedischen Eisenerzes wichtige norwegische Hafenstadt Narvik unter ihre Kontrolle zu bringen. Außerdem wollten die Briten und Franzosen im Rahmen der Operation Stratford beziehungsweise der Umsetzung des Planes R 4 ins neutrale Norwegen einrücken, um von dort aus Luftangriffe auf Deutschland zu fliegen und die Ostseeausgänge abriegeln zu können.

Da die deutsche Militärführung hiervon Kenntnis erlangte, begann sie ihrerseits, die präventive Besetzung Norwegens und Dänemarks zu erwägen. In diesem Zusammenhang befahl Adolf Hitler am 27. Januar 1940 die Erarbeitung einer entsprechenden Planstudie unter dem Decknamen „Weserübung.“ Allerdings herrschte zu diesem Zeitpunkt noch Unklarheit darüber, ob man das Unternehmen angesichts der deutlichen Übermacht der Royal Navy und der geringen eigenen Seetransportkapazitäten tatsächlich riskieren solle. In diesem Zusammenhang erlangte die Frage der Verlässlichkeit der norwegischen Neutralität besondere Bedeutung.

Einen eher negativen Eindruck vermittelte der sogenannte „Altmark“-Zwischenfall vom 16. Februar 1940. An jenem Tag enterten Marinesoldaten des britischen Zerstörers „Cossack“ das deutsche Versorgungsschiff „Altmark“, obwohl es im Jøssingfjord und damit in norwegischen Hoheitsgewässern lag. Die Enterung auf direkten Befehl des damaligen britischen Marineministers Winston Churchill kostete acht deutsche Matrosen das Leben.

Norwegen protestierte zwar am 17. Februar 1940 gegen die gravierende Verletzung seiner territorialen Hoheitsrechte. Das nützte dem Reich jedoch wenig. Entscheidend war, dass vier ebenfalls im Jøssingfjord befindliche Einheiten der norwegischen Marine letztlich passiv geblieben waren, als die „Cossack“ zur Attacke auf die „Altmark“ ansetzte, weil das Außenministerium und die Admiralität in Oslo Weisung erteilt hatten, die Briten nicht an ihrer brachialen Aktion zu hindern.

Als Reaktion auf den „Altmark“-Zwischenfall befahl Hitler am 19. Februar die Intensivierung der Planungen zum Unternehmen Weserübung. Dieses lief am 9. April 1940 an. Die deutsche Seite kam mit ihrer Besetzung Norwegens einer alliierten Landung in Narvik nur um Stunden zuvor.