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14.02.20 / Damals / Film „Kolberg“ – Uraufführung vor 75 Jahren / Der teuerste nationalpolitische Durchhaltefilm aus der Propagandamaschinerie Goebbels,“Kolberg“, der vor 75 Jahren am 30. Januar 1945 in die Kinos kam, konnte seine Botschaft, nämlich Durchhaltekraft, nicht erfüllen.

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 07 vom 14. Februar 2020

Damals
Film „Kolberg“ – Uraufführung vor 75 Jahren
Der teuerste nationalpolitische Durchhaltefilm aus der Propagandamaschinerie Goebbels,“Kolberg“, der vor 75 Jahren am 30. Januar 1945 in die Kinos kam, konnte seine Botschaft, nämlich Durchhaltekraft, nicht erfüllen.
Bodo Bost

Der Großfilm „Kolberg“ des Regisseurs Veit Harlan, der sich allerdings nicht historisch exakt auf die Belagerung Kolbergs aus dem Jahre 1807 durch die Franzosen in den napoleonischen Kriegen bezog und die Auflehnung gegen einen übermächtigen Feind symbolisieren sollte. Als Propagandafilm in der letzten Phase des Zweiten Weltkriegs den Durchhaltewillen der Deutschen zu stärken, war der Plan. Gedreht wurde 1943/44 in Babelsberg bei Potsdam, Außenaufnahmen entstanden in Kolberg, Königsberg, Berlin und Umgebung. Es war der letzte und teuerste Film der deutschen NS-Propagandamaschinerie, Produktionskosten ca. 8 Millionen Reichsmark. Seit Beginn der deutschen Offensive gegen die Sowjetunion hatte Goebbels ihn bereits in Planung. Der Film sollte „einen in Heimat und Front geeintes Volk zeigen, das jeden Gegner überwinden kann“. In diesem Film sollte „Harlan darin Beispiel des Mannesmuts und der Widerstandskraft einer Bürgerschaft auch unter verzweifelten Verhältnissen geben“, schrieb Goebbels in sein Tagebuch. Goebbels schwebte ein Film vor, der es an schauspielerischer Qualität etwa mit „Vom Winde verweht“ aufnehmen konnte. Allerdings hatten die Südstaaten, in denen dieser Film spielt, den US-Bürgerkrieg verloren, das wollte Goebbels nicht zählen lassen.

Für die Dreharbeiten des Films wurden 1944 zehntausende Soldaten der Wehrmacht als Statisten abgestellt, für die alle originale Uniformen geschneidert werden mussten. Auch mehr als tausend Pferde wirkten mit, was angesichts der schwierigen Kriegslage einen gewaltigen Aufwand bedeutet. Da im Sommer in Potsdam Winterszenen gedreht werden mussten, wurden Wagenladungen von Salz herbeigefahren, um Schnee zu zeigen. Nachdem im Herbst 1944 bereits mit Aachen die erste deutsche Stadt erobert worden war, ließ Goebbels aus dem bereits fertigen Film besonders blutige Szenen herausschneiden, um keine militärische Unterlegenheit zu zeigen. 

In den belagerten Städten wollte man keine Kämpfe mehr sehen

Der Film der UFA basiert auf dem Schauspiel Colberg von Paul Heyse. Die Uraufführung des „Durchhaltefilms“ fand am 12. Jahrestag der nationalsozialistischen Machtergreifung, dem 30. Januar 1945, gleichzeitig in Berlin (Tauentzien-Palast, Ufa-Theater Alexanderplatz) und in der umkämpften Atlantikfestung La Rochelle statt. Die Marinefestung am Atlantik war zu diesem Zeitpunkt schon ganz von den Alliierten eingekesselt und konnte nur noch auf dem Luftweg versorgt werden. Zusammen mit der Filmrolle wurden Durchhaltebotschaften an die dortigen Soldaten abgeworfen. Die Art der Uraufführung war Teil der Berichterstattung über den Film. Später kam der Film in den eingeschlossenen Städten Königsberg, Breslau, Danzig und anderen Großstädten in die Kinos. Der nationalpolitische Film sollte mit „Kolberg“ einen Höhepunkt erreichen. Die Menschen in den bereits eingeschlossenen Städten in Schlesien, Pommern und Ostpreußen wussten diese Sternstunde nicht zu schätzen. Die Säle waren zur Uraufführung nur voll, weil alles was sich noch mobilisieren ließ, angefangen von der Hitlerjugend bis hin zum Volkssturm, in die Kinosäle gekarrt wurde. Und dies, obwohl zu diesem Zeitpunkt schon Theater, Varietés und Kunstausstellungen geschlossen waren und von dieser Seite keine Konkurrenz zu erwarten war. Außer dem Kino durften nur noch Zirkusse mit Sondergenehmigungen weiter arbeiten.

Der Film „Kolberg“ führte nicht zu neuem Kampfesmut, sondern zu Fatalismus. In Berlin blieben nach der Uraufführung die großen Häuser bei „Kolberg“ fast leer, während der parallel laufende Film „Münchhausen“ mit Hans Albers volle Säle verzeichnen konnte. Über Jahre hatte Goebbels seine größten Erfolge im Kino gefeiert, aber zum Zeitpunkt der größten militärischen Niederlage verlor auch er mit „Kolberg“ den Kampf um die Köpfe seiner Volksgenossen. „Kolberg“ kam offenbar zu spät, um die erhoffte Propagandawirkung zu erzielen. Als sowjetische Truppen am 18. März 1945 Kolberg selbst eroberten, untersagte Goebbels, dies im Wehrmachtsbericht zu erwähnen.