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21.02.20 / Privatarmeen Insbesondere bei unpopulären, völkerrechtlich bedenklichen Einsätzen stellen private Sicherheits- und Militärunternehmen für Regierungen eine attraktive Alternative zu regulären Truppen dar bietet Regierungen diverse Vorteile gegenüber dem Einsatz regulärer Streitkräfte / Russlands geheime Krieger / Wie Washington hat nun auch Moskau mit der Gruppe Wagner eine Söldnertruppe für die Drecksarbeit

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 08 vom 21. Februar 2020

Privatarmeen Insbesondere bei unpopulären, völkerrechtlich bedenklichen Einsätzen stellen private Sicherheits- und Militärunternehmen für Regierungen eine attraktive Alternative zu regulären Truppen dar bietet Regierungen diverse Vorteile gegenüber dem Einsatz regulärer Streitkräfte
Russlands geheime Krieger
Wie Washington hat nun auch Moskau mit der Gruppe Wagner eine Söldnertruppe für die Drecksarbeit
Wolfgang Kaufmann

Sie ist mittlerweile in zahlreichen Krisenregionen dieser Welt präsent und damit zu einem veritablen Machtfaktor geworden: die russische Gruppe Wagner. Dieses private Sicherheits- und Militärunternehmen, das enge Verbindungen zum russischen Militärgeheimdienst GRU (Hauptverwaltung für Aufklärung) unterhält, jedoch nicht dem Verteidigungsministerium in Moskau untersteht, operiert seit 2013 im Nahen Osten und anderswo. Am Anfang trug es den Namen „Slawisches Korps“. Der offizielle Firmensitz lag ursprünglich in Hongkong. Inzwischen ist die nunmehrige Gruppe Wagner in Argentinien registriert.

Ihre Aktivitäten waren nach russischem Recht illegal, bis am 9. Januar 2017 das Gesetz Nr. 53 über den Militärdienst in Kraft trat. Seitdem macht sich kein Russe mehr strafbar, wenn er nach der ordnungsgemäßen Absolvierung seines Wehrdienstes „internationale terroristische Aktivitäten außerhalb des Territoriums der Russischen Föderation verhindert“.

Im Laufe der letzten Jahre wurden Söldner der Gruppe Wagner, zu der nicht nur Russen, sondern auch bürgerkriegserfahrene Serben gehören, in diversen Konfliktherden gesichtet. So in Syrien, wo sie die Truppen von Präsident Baschar Hafiz al-Assad unterstützten und nach wie vor unterstützen. Unter anderem wirkten sie dort an der Rückeroberung von Palmyra aus den Händen des Islamischen Staates mit. Dabei verwendete die Privatarmee auch russische T-90-Panzer. In Libyen ist die Gruppe Wagner seit 2018 präsent und agiert dort auf der Seite von General Chalifa Haftar, der versucht, sich zum Alleinherrscher des Wüstenstaates aufzuschwingen, nachdem er die radikalen Moslems in die Defensive drängen konnte.

Förderung durch den Staatsapparat 

Im August 2019 sollten rund 200 Angehörige der Gruppe Wagner einen radikal-islamischen Aufstand im Norden Mosambiks niederschlagen – diese Mission scheiterte allerdings, obwohl sogar drei Kampfhubschrauber vom Typ Mil Mi-17 zum Einsatz kamen. Außerdem operieren Wagner-Leute im Sudan und der Zentralafrikanischen Republik. Dort scheinen sie ebenfalls die jeweiligen Regierungstruppen zu unterstützen. Zudem stellen sie wohl die Leibwache des zentralafrikanischen Präsidenten Faustin Archange Touadéra. Weitere Einsatzländer der Privatarmee sind Madagaskar, Guinea, Angola und Simbabwe. Dort steht der Schutz russischer Unternehmen im Vordergrund.

Die Gruppe Wagner verfügt über einige tausend Söldner, die für ihre Einsätze bis zu 250 000 Rubel (rund 3600 Euro) pro Monat erhalten. Als Trainingslager fungiert ein Truppenübungsplatz bei Molkino in Südrussland, den auch die 10. Spezialaufklärungsbrigade der GRU nutzt. Beziehungen dürften nicht nur zum Militärgeheimdienst, sondern ebenso zu den russischen Streitkräften bestehen. Denn anders ist es kaum zu erklären, dass die Gruppe Wagner über Kriegswaffen aus den Arsenalen Moskaus verfügt.

Die Aktivitäten der Privatarmee liegen im Interesse der russischen Führung. Wenn sie deren Dienste in Anspruch nimmt, braucht sie keine regulären Truppen zu schicken und sich dafür vor dem Ausland zu verantworten. Auf die Machthaber in den Krisengebieten, die von der russischen Privatarmee unterstützt werden, gewinnt sie Einfluss. Das könnte sich als äußerst nützlich erweisen, wenn es nach Beendigung der jeweiligen Konflikte um den Zugang zu Rohstoffen geht. Und sollte eine der mehr oder weniger geheim durchgeführten Operationen – so wie in Mosambik – scheitern, erleidet Moskau keinen nennenswerten Gesichtsverlust.





Kurzporträts

Dmitri Utkin  gehörte der 2. Spezialaufklärungsbrigade der Glawnoje Raswedywatelnoje Uprawlenije (GRU) an und formierte 2013 die Gruppe Wagner

Adnan Tanriverdi  war Kommandeur der 2. Panzerbrigade des türkischen Heeres und leitet nun das 2012 von ihm gegründete Militärunternehmen Sadat

Eric Prince  gründete 1997 gemeinsam mit Al Clark das US-amerikanische Söldner-Unternehmen Blackwater, das unter anderem im Irak operierte