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21.02.20 / Polen / „2040 holen wir Deutschland ein“ / Ministerpräsident bezeichnet Übernahme von Condor durch LOT-Mutter PGL als „symbolträchtig“

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 08 vom 21. Februar 2020

Polen
„2040 holen wir Deutschland ein“
Ministerpräsident bezeichnet Übernahme von Condor durch LOT-Mutter PGL als „symbolträchtig“
Norman Hanert

Ende Januar wurde bekannt, dass die Dachgesellschaft des polnischen Staates für die Luftfahrt, die Polska Grupa Lotnicza (PGL), den wirtschaftlich angeschlagenen deutschen Ferienflieger Condor kauft. Laut PGL-Chef Rafal Milczarski soll der Markenname der deutschen Fluglinie erhalten bleiben. Die Planungen der Polen sehen vor, mit der LOT das Liniengeschäft zu bedienen, während Condor als Urlaubsflieger in Deutschland und auf osteuropäischen Märkten für Wachstum sorgt.

Der polnische Regierungschef Morawiecki teilte schon kurz nach dem Bekanntwerden der Übernahme über Twitter mit: „Diese Expansion ist symbolträchtig und erfüllt uns mit Stolz.“ In der Tat kann der Versuch, Polens staatliche Fluglinie LOT zu einem mächtigen Luftfahrtkonzern mit europäischer Bedeutung aufzubauen, als Baustein einer größeren Gesamtstrategie gesehen werden. Ziel ist nicht weniger, als Polen durch die Eroberung ausländischer Märkte zu einer führenden Wirtschaftsmacht Europas aufsteigen zu lassen. Auch der Zeitplan für diese Vorhaben ist extrem ehrgeizig: Jaroslaw Kaczynski, der Chef der Regierungspartei PiS, nannte als Ziele; „2033 werden wir den EU-Durchschnitt erreichen. 2040 holen wir Deutschland ein.“ 

Teil dieses Konzepts ist auch der Plan zum Bau eines neuen polnischen Großflughafens. Der neue Airport soll bereits bis 2027 südwestlich von Warschau entstehen und zum wichtigsten Drehkreuz im Flugverkehr Ostmitteleuropas werden. Bereits in der ersten Ausbaustufe sind für den neuen Warschauer Airport Kapazitäten zur Abfertigung von jährlich 45 Millionen Passagieren vorgesehen. Der Mega-Flughafen mit dem Namen „Solidarnosc“ wäre damit bereits beim Start größer als der neue Flughafen Berlin Brandenburg „Willy Brandt“. Langfristig soll der polnische Superflughafen sogar 100 Millionen Passagiere pro Jahr abfertigen und damit in einer Liga mit den großen Luftfahrtdrehkreuzen wie London spielen. Die Ziele der polnischen Führung sind extrem ehrgeizig: Der Chopin-Flughafen Warschau, bisher Heimatbasis der LOT, fertigte vergangenes Jahr lediglich knapp 18 Millionen Passagiere ab.

Zur Auslastung des Mega-Flughafens ist nicht nur ein massives Wachstum der Passagierzahlen nötig. Der Solidarnosc-Airport wird auch auf eine starke Konkurrenz treffen: So hat sich Helsinki als wichtige Drehscheibe auf den Asienflugrouten etabliert, Wien ist stark im Osteuropageschäft.

Auch die EU-Kommission könnte das Vorhaben noch gefährden. Um illegale Staatsfinanzierung zu unterbinden, verfolgt Brüssel seit einiger Zeit neue Flughafenprojekte generell mit Argusaugen. Dem gegenüber steht die Absicht der polnischen Führung, zur Finanzierung des Milliardenprojekts eine staatseigene Entwicklungsgesellschaft einzuspannen.