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21.02.20 / Leitartikel / Zweifel an Pekings Zahlen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 08 vom 21. Februar 2020

Leitartikel
Zweifel an Pekings Zahlen
Hans Heckel

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnt vor einer „Infodemie“ infolge der Ausbreitung des Coronavirus. Einer Pandemie gleich breiteten sich falsche Informationen zum Ausmaß und zur Gefährlichkeit der Erkrankungswelle aus. In der Tat kann am Ende eine Panik schlimmere Folgen zeitigen als die Epidemie selbst. Die Geschichte kennt zahlreiche Beispiele dafür.

Tatsächlich strotzt das Internet vor hanebüchenen Behauptungen zu 

„Covid 19“, wie die WHO die Coronavirus-Erkrankung getauft hat. Platz für Tatarenmeldungen schafft indes auch die offizielle Informationspolitik der chinesischen Führung, weshalb selbst Bundesgesundheitsminister Jens Spahn am 12. Februar die Vermutung äußerte, dass es sich bei den Pekinger Zahlen womöglich nur um „die Spitze des Eisbergs“ handele. Allerdings zog der CDU-Politiker daraus die optimistische Schlussfolgerung, dass die meisten Verläufe so „milde“ seien, dass man sie vielleicht gar nicht erkenne.

Was Zweifel an den Angaben der chinesischen Führung schürt, ist das krasse Missverhältnis der Zahlen zu Covid 19 einerseits zu den drakonischen Maßnahmen der Regierung andererseits. Die Volksrepublik setzte bislang buchstäblich alles daran, ihre Wirtschaftskraft zu heben und dadurch ihre globale politische Macht zu stärken. Eine nicht nur von den USA als unfair betrachtete Handelspolitik oder Produktpiraterie sind dabei ebenso Mittel der Wahl wie eine, im Verhältnis zu Europa, recht laxe Haltung zum Umweltschutz, also auch zum Schutz der eigenen Menschen.

Eine dergestalt gestrickte Führung legt weite Teile ihrer Wirtschaft per Quarantäne lahm wegen (Stand Dienstag) knapp 1900 Todesopfern und gut 72 000 Infizierten? Schwer zu glauben. Zum Vergleich: Die seit 30 Jahren stärkste Grippewelle von 2017/18 kostete allein in Deutschland mehr als 25 000 Menschen das Leben. Von Absperrung besonders stark betroffener Gebiete mit Millionen Einwohnern, der Streichung von Bahn- und Flugverbindungen war dennoch nicht einmal die Rede. China hat 17 Mal so viele Einwohner wie Deutschland. Man muss diese Zahl also durch 17 teilen, um sie in deutsche Relationen zu übersetzen.

Zwar kann man hier einwenden, dass Covid 19 im Unterschied zur Influenza von 2017/18 etwas völlig Neues darstellt, weshalb besondere Vorsicht angezeigt ist. Dennoch, und auch aus der Erfahrung mit der Informationspolitik kommunistischer Regimes fressen sich Zweifel in die Daten aus Peking. 

Optimisten mögen es als Zeichen der Entwarnung deuten, dass Peking wegen der Epidemie geschlossene Firmen seit vergangener Woche drängt, die Produktion wieder aufzunehmen. Man kann es aber auch anders sehen, nämlich, dass die Regierung die Prioritäten nun gänzlich zugunsten der eigenen Ökonomie umgelenkt hat und volles Risiko fährt, um eine Wirtschaftskrise zu verhindern.

So oder so: Gegen die brodelnde Gerüchteküche zu Covid 19 hilft nur eine transparente Informationspolitik mit plausiblen Zahlen.