26.04.2024

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21.02.20 / Christiane Lieberknecht / Ein verlockendes Angebot

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 08 vom 21. Februar 2020

Christiane Lieberknecht
Ein verlockendes Angebot
Harald Tews

Im Thüringer Landtag kommt einem Bodo Ramelow wie ein Pate vor, welcher der CDU ein Angebot macht, das diese nicht ablehnen kann. Die frühere CDU-Ministerpräsidentin Christiane Lieberknecht soll für 70 Tage das Bundesland aus der politischen Krise führen. Das erinnert an den Kinofilm „Der Pate“, in dem Mafiaboss Don Corleone einen Gegner mit einem Lockangebot praktisch die Pistole auf die Brust setzt. 

So kämpft die CDU mit diesem scheinbar verlockenden Angebot um ihr politisches Überleben. Entweder sie nimmt einen Pakt mit dem Teufel an oder sie lehnt ab und riskiert bei sofortigen Neuwahlen die Hälfte ihrer bisherigen Wähler.

Mit Lieberknecht ist Ramelow in jedem Fall ein politischer Coup gelungen. Man versteht und respektiert sich gegenseitig. Sie war zu seiner Hochzeit eingeladen und er im Mai 2018 zu ihrem 60. Geburtstag. Er hat ihr auch nicht vergessen, dass sie bei der Ministerpräsidentenwahl 2014 nicht als seine Gegenkandidatin antrat, obwohl die CDU die stärkste Kraft war und Ramelow mit nur einer Stimme Mehrheit von Rot-Rot-Grün zu Lieberknechts Nachfolger gewählt wurde. 

Lieberknecht war von 2009 bis 2014 Ministerpräsidentin. Die Pastorin aus Weimar gehörte nach der deutschen Vereinigung dem ersten Thüringer Landtag als Kultusministerin an. Ihr konsequentes Vorgehen gegen Stasi-belastete Lehrer trug ihr viele Sympathien ein. 2019 trat sie nicht mehr zur Landtagswahl an. Ob ihr jetzt ein Comeback aus der politischen Rente gelingt, hängt von der durch Ramelows Angebot überrumpelten CDU ab. Solange in Berlin der CDU-Vorsitz vakant bleibt und kein Machtwort gesprochen wird, kann sich da eine ziemliche Hängepartie entwickeln.