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21.02.20 / Sonderausstellung / Militarisierung der Kitas in der DDR

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 08 vom 21. Februar 2020

Sonderausstellung
Militarisierung der Kitas in der DDR

Vom 1. März bis 26. Juli zeigt das Lohrer Schulmuseum im Ortsteil Lohr-Sendelbach die Sonderausstellung „Panzer im Kindergarten – Der Kindergarten in der DDR“. Die Ausstellung im Eingangsbereich des Museums versucht, anhand von Ganzseitenfotos aus dem Buch „Zur Arbeit mit dem Bildungs- und Erziehungsplan im Kindergarten“, Volk und Wissen Volkseigener Verlag, Berlin 1973, Spielzeug oder der Vorschulkinderzeitschrift „Bummi“ Einblick in einen sozialistischen Kindergarten zu gewähren. Sie versteht sich als Ergänzung zur Jahressonderausstellung „Schule und Erziehung in der DDR“ im Gewölbekeller des Museums.

Auffallend an den DDR-Lehrplänen für den Kindergarten war die vormilitärische Ausrichtung. Im Lehrplan aus dem Jahre 1985 heißt es unter dem Titel „Vom Schutz des Friedens und des sozialistischen Vaterlandes“: „Den Kindern sind Vorstellungen über die Tätigkeit der Angehörigen der bewaffneten Organe zu vermitteln. Sie sollen erfahren, daß diese das Leben der Menschen und die DDR schützen, weil es immer noch Feinde gibt, die alles zerstören wollen. Die Kinder sollen Menschen begegnen und kennenlernen, die uns schützen. Der Stolz der Kinder auf solche Menschen, auch auf ihre Väter, die den bewaffneten Organen angehören oder bereits gedient haben, ist zu entwickeln.“ Und in den folgenden Ausführungen wurden die Zielvorgaben präzisiert und entsprechende Lehrmittel und Medien vorgeschlagen: „Einer von vielen, Unteroffizier Rößner/Kunstdruck für Vorschulkinder“, „Lichtbildreihe R 1018 ‚Besuch bei der NVA‘“ oder „Soldatenbriefe“.

Das Kriegsspielzeug wurde als „Wehrspielzeug“ nach dem Motto „Selbst nie etwas Böses tun, aber sich wehren dürfen!“ eingesetzt. Gemäß der staatlich gelenkten DDR-Pädagogik sollte das „Wehrspielzeug“ zur „Verteidigungsbereitschaft“ und zur „Friedenssicherung“ erziehen und als Nebeneffekt das Interesse für die Technik wecken.

Mit Liedern und Gedichten aus dem Soldatenleben wollte man außerdem den Kindern schon im Vorschulalter den NVA-Soldaten als Inbegriff eines friedliebenden und somit höchst ehrenvollen Menschen vermitteln. Dazu gehörte ein entsprechendes Feindbild und die Förderung des Hasses gegen den „imperialistischen Klassenfeind“ im Westen als offizielles Ziel der ideologischen Erziehung.

Die „vormilitärische Ausbildung“ außerhalb des Kindergartens erfolgte auch über die Kinderzeitschrift „Bummi“, in der die Kinder immer wieder neben den typischen gesellschaftlich-politischen Themen auch mit militärischen Bereichen vertraut gemacht und diese erzieherisch genutzt wurden. So heißt es in der Bummiausgabe Nr. 5/1976 unter der Überschrift „Wir lernen von unseren Soldaten“: „Unsere Soldaten treiben Sport, damit sie stark und mutig werden. Lege dich auf den Bauch und krieche unter einem Stuhl hindurch, ohne dabei die Stuhlbeine zu berühren.“PAZ

Das Lohrer Schulmuseum ist Mittwoch bis Sonntag und an allen gesetzlichen Feiertagen jeweils von 14 bis 16 Uhr geöffnet. Gruppen können auch nach vorheriger telefonischer Absprache unter (09352) 4960 oder (09359) 317 außerhalb der regulären Öffnungszeiten das Museum besuchen.