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21.02.20 / Königsberger Kreuz-Apotheke / Alte Fassade bleibt als Zierelement / Ein russischer Investor hat sich zum Erhalt des Baus verpflichtet – Neubau wird eine Mischform

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 08 vom 21. Februar 2020

Königsberger Kreuz-Apotheke
Alte Fassade bleibt als Zierelement
Ein russischer Investor hat sich zum Erhalt des Baus verpflichtet – Neubau wird eine Mischform
Jurij Tschernyschow

Der Eigentümer des Gebäudes der ehemaligen Kreuz-Apotheke in der Königstraße setzt die Bauarbeiten an dem historischen Teil der Fassade fort. Bevor man damit begann, die Wände zu verkleiden.war ein Teil mit einer Isolierung versehen worden,. Der Investor Sergej Suchomlin hatte erklärt, dass der alte deutsche Stuck sich in schlechtem Zustand befunden habe und deshalb habe erneuert werden müssen. Leider sei es nicht möglich gewesen, die historische Aufschrift über der ehemaligen Kreuz-Apotheke zu erhalten. Der Leiter des regionalen Dienstes für den Schutz des Kulturerbes, Jewgenij Maslow, sagte, dass die Inschrift „Kreuz-Apotheke“ auf dem Gebäude zwar ein Teil des Denkmals sei, bestätigte aber, dass sie wegen des Verfalls nicht erhalten werden konnte. Es ist geplant, sie zu kopieren und auf ein Metallschild zu übertragen. Zuvor hatte der Denkmalschützer gesagt, das seinen Prognosen zufolge nur 15 bis 20 Prozent des Gebäudes im Original erhalten bleiben wird.

Das Haus, in dem sich die Kreuz-Apotheke befand, wurde 1888 errichtet. Es wechselte häufig den Eigentümer. Einer von ihnen war der Wissenschaftler Adolf Petrenz, der als Autorität unter den Königsberger Apothekern galt. Das Gebäude hat die Bombardierung von 1944 und den Sturm der Roten Armee auf Königsberg 1945 überstanden. In den Besitz dersowjetischen Eroberer gelangte mit ihm ein ganzer Komplex mit drei Häusern, der zum Wohnen geeignet war und in dem sowohl Wohnungen als auch Verpflegungs- und Lebenmittelläden untergebracht waren. Besonders beliebt bei der Nachkriegsbevölkerung Königsbergs war eine Pelmenij (gefüllte Knödel)-Stube, die sich im Erdgeschoss befand. 

Bis Mitte der 80er Jahre war die Kreuz-Apotheke noch ziemlich gut erhalten. Doch dann verfiel sie in rasantem Tempo. Es wird vermutet, dass die Nähe zu den Straßenbahnschienen für sie eine fatale Rolle gespielt hat, da die vorbeifahrenden Waggons starke Vibrationen erzeugen und die Wände mit der Zeit beschädigten. Ende der 80er Jahre verwandelte sich die Kreuz-Apotheke in eine regelrechte Ruine und die Bewohner begannen auszuziehen. Seitdem wurde das Gebäude von einer Hand zur nächsten gereicht und nichts änderte sich.

Suchomlin erwarb die Kreuz-Apotheke für umgerechnet rund 45 000 Euro im Jahr 2016 auf einer Versteigerung, indem er die geforderte Mindestsumme nur knapp überbot. Gemäß den Bedingungen des Investitionsabkommens ist Sucho-mlin verpflichtet, Arbeiten zum Erhalt des Objekts mit der Rekonstruktion der wichtigsten Fassadenelemente und anderer historischer Strukturen durchzuführen. 

Investor will ein Bürohaus

Die Ausschreibung zur Wiederherstellung gewann der Vorschlag der Architektin Anna Belskaja, der den Bau eines fünfstöckigen Gebäudes mit 71 Gästezimmern, einem Restaurant, einer Apotheke und Verwaltungseinrichtungen vorsah. In der Nähe des Gebäudes waren im Rahmen des Projekts insgesamt 16 Parkplätze vorgesehen. Später lehnte der Investor diese Pläne jedoch ab, da es hinsichtlich des Baus einer Tiefgarage „nicht den Standards entspricht“.

Nun wird erwartet, dass es im ersten und im Erdgeschoss ein Restaurant, ein Café und eine Apotheke geben wird, während zweiter, dritter, vierter und fünfter Stock für Büros vorgesehen sind. Das Resultat wird ein völlig neues Gebäude an der Stelle der ehemaligen Kreuz-Apotheke sein, und von dem „historischen Denkmal“ wird nur der Teil der Fassade mit Bogen erhalten bleiben, der lediglich eine dekorative Funktion erfüllt. 

Die Baugenehmigung des Investors hat bis zum 1. Juli dieses Jahres Gültigkeit. Dementsprechend müssen alle Arbeiten bis zu diesem Datum beendet sein.