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21.02.20 / Brauchtum / Fastnacht in Pommern / Faszinierendes Brauchtum darf nicht vergessen werden

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 08 vom 21. Februar 2020

Brauchtum
Fastnacht in Pommern
Faszinierendes Brauchtum darf nicht vergessen werden
Brigitte Klesczewski

Meine Erinnerungen stammen aus dem Jahr 1939, als ich die Vorbereitungen für eine Fastnachtshamstertour zum ersten Mal bewusst miterlebte.

Ein paar Tage vor Fastnacht rüsteten die Jungen und Mädchen im Alter von 9 – 11 Jahren zur jährlichen Hamstertour. Heute geschieht es am 31. Oktober und nennt sich Halloween, ein ursprünglich keltisches, angelsächsisches Fest. Die Mädchen wandten viel Zeit für ihre Verkleidung auf, um nicht erkannt zu werden, während die Jungen viel unbekümmerter waren.

Die Mädchenkostüme waren häufig so gewählt, dass man nicht wusste, ob sie eine Hexe oder Prinzessin darstellen wollten. Die Jungen dagegen verschmierten sich nur ihre Gesichter, als hätten sie Schwarzer Peter gespielt. Die Mädels nahmen zum Einsammeln der erheischten Gaben ein Körbchen, das sie mit Moos oder einem hübschen Schal polsterten. Die Jungen begnügten sich mit einer alten Tasche oder einem Beutel.

In Truppen oder auch allein wanderten die Jugendlichen dann von Haus zu Haus. Mit dem wunderschönen Spruch

„Hippel di Pippel,

die Wurst hat zwei Zippel,

der Speck hat vier Ecken, 

das muss man so schmecken,“

ermunterten sie die Leute zu einer süßen oder herzhaften Gabe für ihren Korb oder Beutel. Beliebt waren die Reste von Apfel, Nuss und Mandelkern, Wurst, Salmiakpastillen oder Brausepulver, Bonbons sowie auch alter Kuchen.

Wie kam es nun zu diesem Brauch? 40 Tage vor Ostern beginnen immer die Fastentage. Fastnacht trifft in diesem Jahr auf Dienstag, den 25. Februar. Von Montag auf Dienstag ist Fastnacht. Gaben wurden auch deshalb eingesammelt, um noch einmal kräftig zu schmausen. 

Den Hippel für die Wurst hatten die Jungen selbst angefertigt. Ein weiterer Spruch lautete:

„Ich bin ein kleiner König

Gebt mir nicht zu wenig!

Lasst mich nicht zu lange stehen,

ich muss noch ein Haus weiter gehen.“

Auf den Dörfern in Hinterpommern kam der Spruch noch in Platt:

 „Een witten Peerd, een swarten Peerd,

Herr un Frau sin ehrenwert.

Se waren woll weiten,

wat dat soll bedeiten,

un wat up dissen Spitt (Hippel) gehört.“

Hierauf wurde der Hippel (Spitt), eine Holzgabel, den Angeheischten entgegengehalten.

Vor dem 2. Weltkrieg wurde ebenfalls noch auf Dörfern in Hinterpommern ein Bär an einer Kette mitgeführt. Das war eine mit Stroh verkleidete Gestalt, auch Erbsbär genannt.

Zum Fastlabend wurde nicht vergessen, Heißwecken bzw Milchbrötchen zu backen.

Heute wird nur noch bei Landsmannschaftstreffen oder in Heimatstuben von dieser Sitte erzählt bzw. berichtet – und Tanzgruppen halten das Erbe wach.

Weitere Info https://ihna.de – Das Folkloreensemble lässt die Volksbräuche Pommerns aufleben.