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28.02.20 / Migration / Via Konversion ins gelobte Land / Christen aus Afrika wollen Juden werden, um nach Israel einwandern zu dürfen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 09 vom 28. Februar 2020

Migration
Via Konversion ins gelobte Land
Christen aus Afrika wollen Juden werden, um nach Israel einwandern zu dürfen
Bodo Bost

In Israel gilt das sogenannte Rückkehrgesetz. Es erlaubt seit 1950 Personen jüdischer Herkunft oder jüdischen Glaubens sowie deren Ehepartnern die Einwanderung. Daraufhin haben sich schon mehr als 120 000 äthiopische Juden, die sogenannten Falaschas, berufen, die, nachdem sie 1975 vom Oberrabbinat als Juden anerkannt worden waren, zumeist in mehreren aufwendigen Aktionen durch die israelische Regierung nach Israel geholt wurden. Dass ihre Integration Fortschritte macht, zeigt die Tatsache, dass die diesjährige Vertreterin Israels beim Eurovision Song Contest in Rotterdam die äthiopisch-stämmige Sängerin Eden Alene ist.

Vor allem Igbo wollen nach Israel

West- und Zentralafrika werden seit dem Sturz Muammar al-Gaddafis im Jahre 2011 immer mehr zum Zentrum des weltweiten Dschihad und der damit verbundenen Christenverfolgungen. Der jüdische Staat ist in den letzten Jahren für mindestens 50 000 Afrikaner das Ziel ihrer Hoffnungen geworden. In einigen Ländern im Westen Afrikas beginnt jetzt sogar eine Konversionsbewegung vom Christentum zum Judentum. Es hat sich herumgesprochen, dass es für Juden ein Einwanderungsrecht nach Israel gibt. Vor allem unter dem wohl größten christlichen Volk Westafrikas, den 30 bis 40 Millionen Igbo in Nigeria, macht sich seit Jahren eine immer stärkere Konversionswelle zum Judentum bemerkbar. 

Die Ethnie der Igbo ist die drittgrößte Volksgruppe in Nigeria. Kurz nachdem Nigeria 1960 unabhängig geworden war, hatte sich unter den Igbo eine Unabhängigkeitsbewegung gegründet, die für einen unabhängigen Staat Biafra kämpfte. Nach einem Bürgerkrieg und zwei Millionen Toten war dieser Traum 1970 ausgeträumt. Die Igbo, in deren Heimat das Gros der Erdölvorkommen Nigerias liegt, wurden mit Gewalt in den Vielvölkerstaat Nigeria eingegliedert, der sich in den letzten Jahrzehnten immer mehr zu einem muslimischen Staat entwickelt. 

In einigen Provinzen Nordnigerias gilt bereits die islamische Scharia als Rechtsgrundlage. Der Terrorbewegung Boko Haram geht die von der nigerianischen Regierung betriebene Islamisierung jedoch nicht weit genug. Mit Terror und Gewalt fordert sie einen islamischen Gottesstaat nach ihren Regeln im Norden des Landes, in den Grenzen des ehemaligen muslimischen Bornu-Sultanats. 

Deshalb haben sich in jüngster Zeit 30 000 Igbo, nigerianische Zeitungen berichten gar von 80 000, dem Judentum zugewandt. Die Gruppe behauptet, einer der verlorenen Stämme Israels zu sein, also die Nachfahren von Israeliten, die vor Jahrtausenden aus dem Nordreich vertrieben wurden und seitdem als verschollen gelten. Wissenschaftlich belegen können sie diese Behauptungen nicht. Als Juden anerkannt hat das israelische Oberrabbinat die Igbo noch nicht. Die Gemeinschaft nennt sich selbst „Israel in Nigeria“ oder „Jubos“. Ihr Zentrum ist die Region um Owerri, der Hauptstadt des Bundesstaates Imo im Südosten Nigerias. Dort sind in den vergangenen Jahren immer mehr Synagogen und jüdische Gemeinden entstanden. Von israelischen Organisationen erhalten sie nur bedingt Unterstützung. 

Die israelische Botschaft in Nigeria weigert sich bislang noch, die Jubos als Juden anzuerkennen. Das hatte sie am Anfang auch bei den Falaschas aus Äthiopien und den Black Jews aus den USA getan. Jüdische Unterstützung für die Igbo in Nigeria gibt es allerdings von jüdischen US-Organisationen wie „Kulanu“ mit Sitz in New York. Sie baut seit 1994 ein internationales Netzwerk auf, um weltweit kleine Gemeinden zu unterstützen. Der US-Amerikaner Michael Freund, Gründer des Hilfswerks „Shavei Israel“ und einst enger Mitarbeiter des israelischen Premierministers Benjamin Netanjahu, spricht im Zusammenhang des Strebens vieler afrikanischer Völker, als Juden anerkannt zu werden, von „Wunschdenken“. Er hofft jedoch, dass Wissenschaftler irgendwann den Beweis für die israelitischen Wurzeln der Igbo finden.