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28.02.20 / neues Zahlungsmittel / Goldene Achse gegen den Dollar / Malaysia, Katar, die Türkei und der Iran erstreben eine Goldwährung als Alternative zur US-Währung. Doch dagegen formiert sich ein Widerstand bei den US-Verbündeten unter Führung Saudi-Arabiens

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 09 vom 28. Februar 2020

neues Zahlungsmittel
Goldene Achse gegen den Dollar
Malaysia, Katar, die Türkei und der Iran erstreben eine Goldwährung als Alternative zur US-Währung. Doch dagegen formiert sich ein Widerstand bei den US-Verbündeten unter Führung Saudi-Arabiens
Wolfgang Kaufmann

Im Jahr 2009 hatte der libysche Revolutionsführer Muammar al-Gaddafi, der damals als Vorsitzender der Afrikanischen Union fungierte, den Vorschlag gemacht, auf dem Schwarzen Kontinent beziehungsweise innerhalb der islamischen Welt eine neue, vom US-Dollar unabhängige Goldwährung einzuführen. Zwei Jahre später war Gaddafi tot – ermordet in den Wirren eines Bürgerkrieges, in dem die USA auf der Seite seiner Gegner mitmischten. 

Doch Gaddafis Vision von der auf Gold basierenden Parallelwährung zum Dollar lebt offenbar weiter. So arbeiten China und Russland schon seit geraumer Zeit darauf hin, ihre nationalen Währungen am Goldstandard auszurichten und damit letztlich eine souveräne, von der Dollar-Dominanz befreite Geldpolitik zu betreiben. Möglicherweise sogar mit dem Fernziel, den Dollar als globale Leitwährung zu verdrängen. Und nun versuchen auch vier islamische Staaten, nämlich Malaysia, Katar, die Türkei und der Iran, ein gesondertes Zahlungsmittel auf der Basis von physisch existierendem Gold zu etablieren.

Jedoch liegen die Motive hier anders als im Falle Moskaus und Pekings: „Ich schlage vor, dass wir die Idee eines Gold-Dinars (…) wiederbeleben“, weil „einzelne Länder unilaterale Entscheidungen zur Verhängung von Sanktionen fällen (…), die jeden von uns treffen können“, sagte Malaysias Premierminister Mahathir bin Mohamad Ende vergangenen Jahres während einer viertägigen Konferenz in Malaysias Hauptstadt, dem sogenannten Kuala Lumpur Summit 2019, auf dem über das Projekt einer auf Gold basierenden Handelswährung innerhalb der islamischen Welt beraten wurde. 

Die Worte des Regierungschefs zielten in erster Linie gegen die USA, von denen sich derzeit besonders der Iran bedroht fühlt, nachdem Washington das Atomabkommen mit dem Mullah-Regime gekündigt hat. Dies ging auch aus den weiteren Ausführungen Mohamads hervor: „Im Moment sind wir vom US-Dollar abhängig, aber der Dollar ist nicht stabil.“

Allerdings stieß die Initiative der Regierungen in Kuala Lumpur, Doha, Ankara und Teheran in den Hauptstädten der anderen islamischen Länder keineswegs nur auf Zustimmung. Das offenbarte schon die geringe Bereitschaft, überhaupt an der Konferenz teilzunehmen. Obwohl Malaysia die Vertreter aller 57 Mitgliedsstaaten der Organisation für Islamische Zusammenarbeit (Organization of Islamic Cooperation, OIC) eingeladen hatte, kamen bloß Abgesandte aus 20 Ländern. 

Schnippchen gegen „Großen Satan“

Verantwortlich hierfür war der massive Druck von Seiten der Regierung Saudi-Arabiens. Die Herrscherdynastie in Riad setzt nämlich nach wie vor auf den 

US-Dollar. Sie verkauft ihr Öl nur gegen Zahlungen in dieser Währung und hat die immensen Handelsüberschüsse des Landes fast ausschließlich in auf Dollar notierenden Wertpapieren angelegt. Somit stabilisiert sie den Dollar einerseits als global dominierende Handelswährung, macht aber andererseits auch ihr finanzielles Schicksal von dem der US-Währung abhängig. Deshalb versuchen die Saudis logischerweise mit aller Macht, möglichst viele andere islamische Staaten von der Kooperation mit den vier Rebellen abzuhalten – und im Falle derart wichtiger Staaten wie Pakistan, Ägypten, Bahrein und Vereinigte Arabische Emirate scheint ihnen das auch gelungen zu sein.

Zumindest vorerst, denn wenn der Dollar weiter schwächelt, während der Goldpreis kontinuierlich steigt, dann könnten sich doch noch andere islamische Mächte dafür entscheiden, im nationalen Eigeninteresse auf den Vorschlag aus Malaysia zurückzukommen. Dort wiederum will man jetzt offenbar zur Tat schreiten, was die weitere Realisierung des Projektes anbetrifft. So werden die Goldreserven des Landes systematisch vergrößert. 

Auch liegen die Goldbestände Ankaras nun nach massiven Einkäufen auf nationalem Rekordniveau. In den türkischen Depots lagern derzeit 385 Tonnen, wie der Wirtschaftsinformationsdienst Trading Economics vermeldet. Und auch das kleine Emirat Katar hat inzwischen konsequent Gold erworben und seine Vorräte von zwölf Tonnen im Jahre 2017 auf aktuell 42 Tonnen aufgestockt. 

Dahingegen ist unbekannt, über wie viel Gold der Iran verfügt, denn verlässliche Zahlen hierzu fehlen. Angesichts der Involvierung des Landes in das Projekt einer goldgedeckten islamischen Handelswährung darf jedoch davon ausgegangen werden, dass Teheran ebenfalls ausgiebig vorgesorgt hat. Zumal Teheran mit dem Vorhaben eines neuen Zahlungsmittels nicht nur dem verhassten „Großen Satan“ – den Vereinigten Staaten – ein gewaltiges Schnippchen schlagen könnte, sondern auch seinem Hauptrivalen um die regionale Vorherrschaft im Nahen und Mittleren Osten: der sunnitischen Führungsmacht Saudi-Arabien.