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28.02.20 / Kommentare / Berlinalevirus

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 09 vom 28. Februar 2020

Kommentare
Berlinalevirus
Harald Tews

Da ist die Berlinale ja noch mal gerade gut davongekommen. Der Coronavirus hat das weltweit größte Publikumsfestival nicht lahmlegen können. Dafür schlägt sich ein anderer Virus auf das Programm der Berlinale nieder: jener der politischen Angepasstheit. Die Berliner Filmfestspiele definierten sich schon immer als politischer denn andere Festivals wie jene von Cannes oder Venedig. 

Kinoliebhaber hatten vergeblich gehofft, dass mit dem neuen Führungsduo Carlo Chatrian und Mariette Rissenbeek mehr Qualität in das Filmfest einziehen würde, als es unter dem früheren Intendanten Dieter Kosslick der Fall war. Dieser wurde vor etwas über einem Jahr von Filmschaffenden auch dafür kritisiert, dass er das Programm mit qualitativ nicht gerade überzeugenden Filmen aufgebläht hatte.

Als künstlerischer Leiter hat der Italiener Chatrian, der zuletzt in Locarno ein ganz passables Filmfest auf die Beine gestellt hat, die Berlinale zwar etwas abgespeckt. Zugeständnisse an den politischen Zeitgeist machte aber auch er. Mit „DAU. Natasha“ war ein in Russland verbotener Film über ein Forschungsinstitut aus der Sowjetzeit vertreten und mit „Nomera“ ein Experimentalfilm des ukrainischen Regisseurs Oleh Senzow, der aus der russischen Haft heraus, wo er wegen Planungen terroristischer Handlungen einsaß, Anweisungen für die Dreharbeiten gegeben hat. Natürlich durfte auch ein Häftling aus dem Iran nicht fehlen: der verurteilte Mohammad Rasoulof mit seinem neuen regimekritischen Film. 

Damit knüpft die Berlinale an eine alte Tradition an. So gewann Reinhard Hauffs „Stammheim“ 1986 den Goldenen Bären. Heute erinnert sich kein Mensch mehr an dieses Filmchen. Die damalige Jurypräsidentin Gina Lollobrigida besaß immerhin den Schneid, sich von der Auszeichnung zu distanzieren. Wer heute einen Bären gewinnen will, sollte auf ein ganz anderes Virus setzen: des Hassvirus gegen „das Böse“ von rechts. Solche Propagandafilme gewinnen in Zeiten wie diesen garantiert alles.

(Siehe auch Seite 9)