25.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
28.02.20 / Kunst / Kleinformatiger Nolde / Kleine Werke ganz hoch hinaus – Noldehaus öffnet im März seine neue Jahresschau in einem Provisorium

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 09 vom 28. Februar 2020

Kunst
Kleinformatiger Nolde
Kleine Werke ganz hoch hinaus – Noldehaus öffnet im März seine neue Jahresschau in einem Provisorium

In seinem Roman „Deutschstunde“ schildert der ostpreußische Autor Siegfried Lenz mit der Figur des Max Ludwig Nansen den Maler Emil Nolde noch als NS-Opfer. Dass er in Wirklichkeit Anhänger der Nationalsozialisten war und auch keinem Malverbot unterworfen war, wurde erst in jüngster Zeit bekannt. An der Aufarbeitung dieser dunklen Vergangenheit war auch das Noldehaus in Seebüll beteiligt, in dem viele der trotz allem großartigen, expressiven und farbfreudigen Gemälde, Aquarelle, Grafiken, Skulpturen, Keramiken sowie kunstgewerblichen Arbeiten des Künstlers ausgestellt sind.

Noldes ehemaliger Wohnsitz, 1927 bis 1937 erbaut nach Entwürfen des Künstlers, liegt an der Grenze zu Dänemark inmitten der weiten Marschlandschaft nahe der Nordsee. Das Wohnhaus mit Atelier und Bildersaal samt großem Staudengarten und neu erbautem Besucherhaus beherbergt heute das Nolde-Museum.

In jeder Saison präsentiert hier die Nolde-Stiftung eine neue Ausstellung mit Werken des Künstlers. 2020 heißt das Thema „Der Zauber des kleinen Formats“. Doch erstmals werden in diesem Jahr das Atelier und Wohnhaus des Malers keine Rolle spielen. Hintergrund ist die denkmalgerechte Modernisierung und technische Erneuerung des Klinkerbaus. „Nach Noldes Tod wurde das Haus 1956/57 zum Museum umgebaut. Seitdem hat es mehr als vier Millionen Gäste empfangen, was sich in der Bausubstanz bemerkbar macht“, so Direktor Christian Ring. Er hofft, dass die Arbeiten im Sommer 2021 abgeschlossen sein werden. Auf den ersten Blick scheint es undenkbar, eine Jahresausstellung nicht im Künstleratelier zu zeigen, doch die Präsentation im Besucherhaus, in dem auch das Café und der Museumsladen untergebracht sind, wird vergleichbar viele Exponate umfassen wie die bisherigen Jahresschauen. Wie ist dies möglich? „Indem wir Neuland betreten, mit Gewohnheiten brechen und richtig etwas wagen“, betont die Kuratorin Astrid Becker. 

Gemeint ist das kleine Format, das viele auf Seebüll noch nie gezeigte Schätze umfassen wird. „Es handelt sich um sehr persönliche Ansichten und Ausschnitte von Nolde“, sagt die Kunstexpertin. Zum Vorschein kommen kleinformatige Pastelle, Skizzen, Kreidezeichnungen, die sich bekannten Themen wie der Südsee, der Landschaft und dem Nolde-Garten widmen. Durch letzteren können die Besucher nach der Winterpause die kommende Saison hindurch flanieren. 

Neben neuen Werken werden auch neue Perspektiven geboten. Denn in dem Besucherhaus mit seinen im Vergleich zum Atelier weit höheren Räumen kann auch die Präsentation der Kunst wie in noch nie gezeigter Weise in die Höhe gehen. Die 64. Jahresausstellung wird nach der Winterpause am 1. März eröffnet und ist bis Ende November zu sehen.gub/tws

Nolde Stiftung Seebüll, Seebüll 31, 25927 Neukirchen, geöffnet ab 1. März von Montag bis Sonntag, jeweils 10 bis 18 Uhr. Internet: www.nolde-stiftung.de