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28.02.20 / „Gender Pay Gap“ / Verdienen Frauen wirklich weniger als Männer? / Eine neue Studie belegt: Die Legende von der Einkommenslücke ist bestenfalls ein Messfehler – wenn nicht gar eine bewusste, politisch motivierte Verzerrung

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 09 vom 28. Februar 2020

„Gender Pay Gap“
Verdienen Frauen wirklich weniger als Männer?
Eine neue Studie belegt: Die Legende von der Einkommenslücke ist bestenfalls ein Messfehler – wenn nicht gar eine bewusste, politisch motivierte Verzerrung
Wolfgang Kaufmann

Seit Jahren taucht in Diskussionen über die Benachteiligung von Frauen auf dem Arbeitsmarkt der sperrige Anglizismus „Gender Pay Gap“ (GPG; zu Deutsch in etwa: Geschlechter-Einkommenslücke) auf. Dieser Begriff steht für das geschlechtsspezifische Lohngefälle zwischen männlichen und weiblichen Arbeitnehmern beziehungsweise den Unterschied zwischen dem durchschnittlichen Brutto-Stundenlohn von Männern und Frauen. 

Dabei wird zwischen dem unbereinigten und dem bereinigten GPG unterschieden. Im ersteren Falle liegt die angebliche Lohnlücke in Deutschland aktuell bei rund 21 Prozent. Allerdings fließt hier nicht mit ein, dass Frauen vor allem deshalb ein Fünftel weniger verdienen als Männer, weil sie Lücken in der beruflichen Biografie haben, teilweise geringer qualifiziert sind oder sich in Branchen konzentrieren, welche ein traditionell niedriges Lohnniveau aufweisen. 

Diese Faktoren finden erst beim bereinigten GPG Beachtung – und dann ist der Abstand deutlich geringer: Unter der Voraussetzung vergleichbarer Arbeitsjahre, Tätigkeiten und identischer Qualifikationen schrumpft die „Gerechtigkeitslücke“ bei der Bezahlung auf zwei bis sieben Prozent. Dabei wurde der niedrigere Wert vom Institut der Deutschen Wirtschaft ermittelt und der höhere vom Statistischen Bundesamt. Trotzdem wittern Gewerkschaften und Feministinnen hier immer noch eine erhebliche Diskriminierung von Frauen, woraus dann alle möglichen Forderungen an die Politik und die Arbeitgeber resultieren. Indes stellt sich hier ebenso wie im Falle des unbereinigten GPG die Frage: Wie sicher ist die Datenbasis des Ganzen denn eigentlich?

Zwar stammen manche der zugrundeliegenden Zahlen aus verlässlichen amtlichen Verdienststruktur-Erhebungen, doch das ist keineswegs immer der Fall. Vielfach werden einfach Befragungen durchgeführt, um das aktuelle Einkommen zu erfassen. Dabei verlassen sich die Arbeitsmarktforscher darauf, dass ihre Probanden ehrlich antworten. Doch damit agieren sie unprofessionell! Denn schließlich sollte jeder Wissenschaftler, der Untersuchungen am Menschen durchführt, verinnerlicht haben, welche fatalen Auswirkungen die sogenannte Reaktivität zeitigen kann. 

„Bereinigt“ oder „unbereinigt“

Dieses Phänomen wurde schon 1796 von dem Königsberger Philosophen Immanuel Kant im Vorwort zu seiner „Anthropologie in pragmatischer Hinsicht“ 

beschrieben: „Der Mensch, der es bemerkt, dass man ihn beobachtet und zu erforschen sucht, wird entweder verlegen (geniert) erscheinen, und da kann er sich nicht zeigen, wie er ist; oder er verstellt sich.“ Etwas moderner ausgedrückt: Die Beobachteten beziehungsweise Befragten zeigen sozial erwünschte Verhaltensweisen oder geben sozial erwünschte Antworten. Der Grund liegt in der Angst vieler Leute, nicht der vermuteten Norm zu entsprechen und dadurch zum Außenseiter zu werden. 

Das gilt nachweislich auch für die Angaben zum Einkommen, wie jetzt eine aufschlussreiche, 40 Seiten lange Studie mit dem Titel „Gender norms and income misreporting within households“ (zu Deutsch: „Geschlechternormen und Falschangaben zum Haushaltseinkommen“) zeigt. Diese erschien am 13. Januar und stammt aus der Feder von Anja Roth und Michaela Slotwinski von der Universität Basel und dem Leibnitz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung Mannheim. Die Untersuchung der Expertinnen für Politische Ökonomie lässt das Phänomen GPG in einem vollkommen neuen Licht erscheinen. 

Laut Roth und Slotwinski muss man die Gehaltsangaben von Männern und Frauen im Rahmen von mündlichen Befragungen mit äußerster Vorsicht genießen. Sie hätten zahlreiche Paare um konkrete Informationen über das Einkommen beider Partner gebeten und zumeist die Antwort erhalten, dass die Männer mehr Lohn erhielten. Das freilich sei vielfach nicht die Wahrheit gewesen. Zu diesem Schluss gelangten die Forscherinnen durch einen nachfolgenden Vergleich mit den korrekten amtlichen Einkommensdaten der Betroffenen. 

34 Prozent lügen einfach

„Der Anteil der Paare, bei denen die Frau mehr verdient als der Mann, die jedoch in der Umfrage angaben, sie würde weniger verdienen, liegt bei 34,56 Prozent.“ Soll heißen: Ein reichliches Drittel der besser als ihre männlichen Partner bezahlten Frauen log hinsichtlich seiner Einkommensverhältnisse und nannte eine signifikant geringere Summe. Oder aber die Männer setzten ihr Einkommen höher an als das der Frau, damit es bei 50 Prozent oder mehr der Gesamteinkünfte des Paares lag. Die Ursache für die Falschangaben sehen Roth und Slotwinski vor allem in den traditionellen Rollenbildern: Männer wollen und sollen auch weiterhin die „Haupternährer“ der Familie sein. Diese nach wie vor geltende soziale Norm in Frage zu stellen, falle offenbar immer noch den meisten Menschen schwer – egal, was in der Öffentlichkeit über die „Lohndiskriminierung“ von Frauen gesagt werde. Ganz besonders gelte das übrigens für jene Fälle, in denen die Frauen nicht nur mehr verdienten als ihr Partner, sondern noch einen ähnlichen oder gar schlechteren Bildungsstand aufwiesen oder mit weniger Arbeitsstunden mehr Geld nach Hause brächten.  

Damit liegt ein weiterer eindeutiger Hinweis vor, dass es keine nennenswerten Unterschiede oder gar Ungerechtigkeiten in der Bezahlung von Männern und Frauen gibt. Wenn der bereinigte GPG ohnehin schon bei nur zwei bis sieben Prozent liegt und dazu noch ein erheblicher Teil der gutverdienenden Frauen bei Befragungen schummelt, dann hat sich die Diskussion über ein angebliches geschlechtsspezifisches Lohngefälle eigentlich zur Gänze erledigt. Deshalb steht zu vermuten, dass die Ergebnisse der Studie aus genau diesem Grunde auf heftige Kritik stoßen werden. Sofern man sie nicht gleich vollkommen totschweigt, obwohl es sich hier ausdrücklich um ein „Diskussionspapier“ des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung zur allgemeinen Kenntnisnahme handelt. 

Schließlich wollen Politikerinnen wie die Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Franziska Giffey (SPD), weiter an Gesetzen basteln, welche die behauptete Benachteiligung beseitigen sollen. Und für Feministinnen, die der „männlichen Dominanz“ in allen Bereichen der Gesellschaft den Krieg erklärt haben, dürfte es sich bei der Studie wohl gar um ein finsteres Machwerk aus der Feder von zwei „Verräterinnen“ handeln, die ihren Geschlechtsgenossinnen auf ganz üble Weise in den Rücken gefallen seien.