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28.02.20 / Interessante Bauten / Der Ernst-Moritz-Arndt-Turm / Gedenkstätte, Wahrzeichen, Aussichtsturm – und sein Erbauer Georg Peter Hermann Eggert

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 09 vom 28. Februar 2020

Interessante Bauten
Der Ernst-Moritz-Arndt-Turm
Gedenkstätte, Wahrzeichen, Aussichtsturm – und sein Erbauer Georg Peter Hermann Eggert
Martin Stolzenau

Auf dem Rugard nordöstlich von Bergen auf der Insel Rügen in Vorpommern steht der Ernst-Moritz-Arndt-Turm. Das ist ein mehrgeschossiger Backsteinbau, der als Gedenkstätte für Ernst Moritz Arndt und als Aussichtsturm vor 150 Jahren erbaut wurde. Als Baumeister ist Georg Peter Hermann Eggert überliefert, der damals als hochbegabter Absolvent der Berliner Bauakademie zu großen Zukunftshoffnungen Anlass gab, mit seinem Turmentwurf den Wettbewerb für Bergen gewonnen hatte und den Bauauftrag erhielt. Eggert machte nach dem runden Turmbau auf dem Rugard auf Rügen Karriere als preußischer Regierungsbaumeister, hatte seine Hauptwirkungsstätten in Berlin, Straßburg und Hannover und schuf einige Prachtbauten, ehe er sich im Alter in sein Refugium Weimar zurückzog. Außer mit seinem Frühwerk auf Rügen erreichte er besonders mit seinem Hauptbahnhof in Frankfurt/Main, dem Kaiserpalast in Straßburg und dem Neuen Rathaus in Hannover auch über seinen Tod vor 100 Jahren hinaus bis heute als Baumeister eine beträchtliche Nachwirkung. 

Der Jubilar wurde am 3. Januar 1844 in der Stadt Burg nordöstlich von Magdeburg geboren. Seine betuchten Eltern schickten ihn nach dem heimischen Schulabschluss zum Studium auf die Bauakademie in Berlin, wo er in die Obhut von Johann Heinrich Strack kam, der aus der Schinkelschule hervorging, ab 1841 als Professor an der Kunstakademie wirkte und sich mit seinen Bauten lebenslang an der klassischen Antike orientierte. Den Stilwandel hin zum Historismus vollzog der Schüler Schinkels nur anteilig. In diesem Sinne prägte er auch seinen Meisterschüler Eggert, der sich 1869 am ausgeschriebenen Wettbewerb des „Komitees zur Errichtung eines Arndt-Denkmals“ auf Rügen beteiligte und mit seinem Entwurf als Sieger hervorging. Der Bau wurde mit Spenden finanziert, konnte auch auf Beiträge aus dem preußischen Königshaus zurückgreifen und hatte am 26. Dezember 1869 seine Grundsteinlegung. Er dauerte bis 1877, hatte wegen Finanzmängeln immer wieder Baupausen und wurde bis zuletzt von Eggert geleitet. Dann erstrahlte der mehrgeschossige Rundbau aus Ziegeln mit umlaufender Galerie, Rundbogenfenstern sowie Rundbogenarkaden, einer Aussichtsplattform und einer Kuppel in seiner Pracht und gedieh schnell zu einem Besucher-Anziehungspunkt. Von hier hatte man eine großartige Fernsicht.

Eggert, der schon in den Baupausen auf Rügen andere Projekte betrieben hatte, 1873 zum Regierungsbaumeister befördert worden war und ab 1875 als Universitätsbaumeister in Straßburg fungierte, erstellte nun für die neue Kaiser-Wilhelm- Universität einen Gesamtplan und schuf in den Folgejahren ein repräsentatives Bauensemble im abgewandelten Stil der Neorenaissance. Es folgte ab 1883 auf Veranlassung des Reichskanzlers Otto von Bismarck der Bau des Kaiserpalastes in Straßburg. Er entstand in Anlehnung an die italienische Frührenaissance mit viel Bauschmuck und einem direkten Zugang zum Straßburger Bahnhof. Anschließend schuf der nun renommierte Baumeister den Frankfurter Hauptbahnhof, der 1888 abgeschlossen wurde und für viele deutsche Bahnhofsbauten danach als Vorbild galt. 

Ab 1889 leitete Eggert im Ministerium für öffentliche Bauten die Planung für Kirchenbauten. Es folgten der Bahnhof für Altona und die Eröffnung eines eigenen Baubüros 1898 in Hannover. Nach der Ablösung seines Förderers Bismarck durch Kaiser Wilhelm II., der voll auf den Historismus setzte und überall reinredete, hatte er einen Wechsel vorgezogen. 

  Eggert schuf in der Folge einen Hochschulbau sowie das Neue Rathaus in Hannover, einen Erweiterungsbau für die TH in Berlin-Charlottenburg, einen Bismarckturm für seine Vaterstadt Burg und bis 1913 die Sternwarte in Babelsberg. Dann zog sich der verdienstvolle Baumeister in seine nach eigenen Plänen erbaute Villa in der Klassikerstadt Weimar zurück. Das war sein Refugium, wo er den I. Weltkrieg aus der Ferne erlebte, die Gründung der Weimarer Republik vor seiner Haustür und am 12. März 1920 starb. Sein Turmbau bei Bergen auf Rügen wurde während des II. Weltkrieges als Flakstellung missbraucht, danach von der Roten Armee genutzt und nach 1953 wieder als Aussichtsturm zugänglich gemacht. Erst 1999 gab es eine Vollsanierung des Backsteinbaus mit einer neuen Holzkuppel. Er gilt jetzt als Wahrzeichen und touristischer Anziehungspunkt. Mit Eggerts Wirken und Bedeutung befassen sich inzwischen einige Schriften. Dazu sind ihm im aktuellen Stadtlexikon und im Biographischen Lexikon Hannovers Beiträge gewidmet. Seit 2009 trägt in Frankfurt/Main eine Straße seinen Namen.

Weitere Info https://www.stadt-bergen-auf-ruegen.de


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