26.04.2024

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06.03.20 / Kampf gegen Individualverkehr / Autofahrer werden massiv verdrängt / Berlin im Pollerfieber: Selbst hochfrequentierte Durchgangsstraßen sollen verengt werden

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 10 vom 06. März 2020

Kampf gegen Individualverkehr
Autofahrer werden massiv verdrängt
Berlin im Pollerfieber: Selbst hochfrequentierte Durchgangsstraßen sollen verengt werden

Zugunsten von Radwegen, Stellflächen für E-Scooter oder Grünflächen versuchen die Berliner Bezirke an immer mehr Orten, den motorisierten Individualverkehr zurückzudrängen. Als Vorreiter der sogenannten „Verkehrsberuhigung“ sieht sich der grün regierte Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg. 

Im Samariterkiez wird durch Poller und eine geänderte Verkehrslenkung bereits seit dem Sommer 2019 versucht, den Durchgangsverkehr herauszuhalten und auf die Hauptstraßen zu konzentrieren. Auch im Bergmann- und im Wrangelkiez hat der Bezirk inzwischen Sperren aufgestellt, die den Durchgangsverkehr fernhalten sollen. Diese Art von Verkehrsberuhigung bringt für die Bewohner auch negative Auswirkungen mit sich: Der ADAC kritisiert beispielsweise mehr Anfahr- und Bremsvorgänge und eine Verlängerung von Wegen für Autos, die solche Kiezblocks erzwungenermaßen umfahren müssen. Aus Sicht des Automobilclubs hat sich als Mittel zur Verkehrsberuhigung stattdessen eine großflächige Ausweisung von Tempo 30 auf Nebenstraßen bewährt. 

Nachteile auch für Anwohner

Eine Vorreiterrolle nimmt Friedrichshain-Kreuzberg inzwischen auch bei den Planungen zum Abbau von Parkplätzen ein. Beginnend im März, will der Bezirk insgesamt 500 Kfz-Stellplätze wegfallen lassen, um Platz für E-Scooter und Leihräder zu schaffen. Auch die Planungen der anderen Berliner Bezirke sehen vor, in den nächsten Monaten hunderte Parkplätze in Abstellflächen für Räder und Roller umzuwandeln. 

Und die Autofahrer werden sich darauf einrichten müssen, in den kommenden Jahren noch weiter aus dem Straßenraum verdrängt zu werden: Der rot-rot-grüne Senat plant nämlich nicht nur den Ausbau des Straßenbahnnetzes, sondern auch ein Netz von pollergeschützten Radstreifen und sogar Radschnellwegen. An vielen Stellen der Stadt sollen diese Projekte durch den Wegfall von Parkraum und den Rückbau von Autofahrspuren realisiert werden. 

„Nisthilfen für Bienen“

Kontrovers diskutiert wird derzeit etwa über den Umbau der Leipziger Straße in Berlin-Mitte. Bislang besteht die wichtige Ost-West-Verbindung über weite Strecken noch aus jeweils zwei Fahrstreifen und einer Busspur in jede Richtung. Eine nun bekannte Planungsvariante der Senatsverkehrsverwaltung sieht vor, die viel befahrene Magistrale zwischen Spittelmarkt und Leipziger Platz nur noch einspurig verlaufen zu lassen. Laut den Planungen soll der Wegfall von Fahrspuren Platz schaffen, damit Straßenbahnen auf einem eigenen Trassenkörper fahren können. Am Fahrbahnrand will die Behörde zudem in beide Richtungen breite Fahrradwege anlegen lassen. 

Der Mittelstreifen soll auf fünf Meter verbreitert und mit „bestäubungsfreundlichen Pflanzen“ und „Nisthilfen für Bienen“ bestückt werden. Oppositionsvertreter im Abgeordnetenhaus sehen mit den Plänen des Senats ein Verkehrs-Nadelöhr und extreme Rückstaus programmiert. Bislang fahren nämlich täglich bis zu 70 000 Fahrzeuge durch die Leipziger Straße. N.H.