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06.03.20 / Wasserstoff-StrateGie / Peter Altmaier setzt auf Nord Stream 2 / Technologie der Zukunft – Pipeline kann für „blaue“ und „grüne“ Energie genutzt werden

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 10 vom 06. März 2020

Wasserstoff-StrateGie
Peter Altmaier setzt auf Nord Stream 2
Technologie der Zukunft – Pipeline kann für „blaue“ und „grüne“ Energie genutzt werden
Manuela Rosenthal-Kappi

Auf den ersten Blick überrascht es, dass sich die Bundesregierung beim umstrittenen Pipelineprojekt Nord Stream 2 erstmals gegen die US-Sanktionen positioniert und großes Interesse an der Fertigstellung des Baus zeigt. Beim genaueren Hinsehen wird deutlich, dass Nord Stream 2 nicht nur die Funktion eines weiteren Lieferwegs von russischem Gas in die EU erfüllt, sondern wegweisend für die Nutzung erneuerbarer Energien sein könnte. Wirtschaftsmininster Peter Altmaier bedauerte daher, dass die Sanktionen seitens der USA zugenommen haben, und er kündigte Gespräche mit den Amerikanern an, um negative Folgen für deutsche Firmen zu verhindern. 

Ende vergangenen Jahres hat die Bundesregierung eine „Wasserstoff-Strategie“ vorgestellt. Das chemische Element soll das Mittel der Wahl sein, um die Industrie klimaneutral zu machen. Bei der Russland-Konferenz des Deutschen Industrie- und Handelskammertags im Februar traf sich Altmaier in Berlin mit russischen Vertretern, um über die Möglichkeit zu sprechen, Wasserstoff über Nord Stream 2 in den Westen zu leiten. Es gibt mehrere Möglichkeiten, Wasserstoff herzustellen. Entweder, man wandelt Erdgas in Deutschland im Elektrolyse-Verfahren in Wasserstoff um oder man spaltet das Erdgas schon in Russland auf und leitet den Wasserstoff nach Deutschland. Laut Russlands Energieminister Pawel Sorokin könnten fünf bis sieben Prozent der Pipeline-Kapazität für Wasserstoff genutzt werden. 

Bei der Erforschung der Wasserstoff-Produktion soll Deutschland nach den Vorstellungen der Regierung eine Vorreiterrolle spielen, denn auf dem Weg zur Klimaneutralität fällt dem Wasserstoff eine bedeutende Rolle zu. Als komprimiertes Gas oder tiefgekühlt als Flüssiggas lässt er sich leicht transportieren und speichern. Er hat eine hohe Energiedichte und bei der Verbrennung entsteht kein Kohlendioxid. Per Elektrolyse kann Wasserstoff in Strom umgewandelt und in Brennstoffzellen gespeichert werden.

Von der Wasserstoff-Strategie profitieren vor allem die nördlichen Bundesländer, die mit der Windkraft zwar viel Energie erzeugen, aber kaum Speicherkapazitäten haben. Im Hamburger Hafen soll die weltweit größte Wassertoff-Elektrolyse-Anlage mit einer Leistung von 100 Megawatt entstehen. Die bislang größten Anlagen hatten eine Kapazität von zehn oder weniger Megawatt. Noch ist die Produktion von Wasserstoff sehr teuer. Sie könnte zunächst in großen Fabriken bei der Stahl-, Aluminium- und Kupferproduktion, aber auch in der Schifffahrt, im öffentlichen Nahverkehr und in schweren Lkw zur Anwendung kommen. Zurzeit laufen Tests für die Nutzung in der Luft, zu Wasser und auf der Schiene, die von Bund, Ländern und Unternehmen finanziert werden. Serienmäßige Brennstoffzellen-Pkw könnten bald die Straßen erobern und das reine E-Auto ablösen. Toyota und Hyundai haben erste Modelle auf den Markt gebracht, Daimler hat ein Vorserienmodell entwickelt und ist an einem Joint-Venture-Unternehmen zum Bau von Wasserstoff-Tankstellen beteiligt.