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06.03.20 / Moderne Kunst / Wie festgenagelt / Der Künstler Günther Uecker wird 90 Jahre alt – Ehrung in zwei Ausstellungen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 10 vom 06. März 2020

Moderne Kunst
Wie festgenagelt
Der Künstler Günther Uecker wird 90 Jahre alt – Ehrung in zwei Ausstellungen
Helga Schnehagen

Auf den ersten Blick mag man denken: „Ist das Kunst?“ Auf den zweiten Blick muss man gestehen: „Bitte mehr davon!“ Günther Uecker, der von 1951 bis 1953 Malerei in Wismar und an der Kunstakademie in Berlin Weißensee studierte, 1953 die DDR verließ und sein Studium 1957 an der Kunstakademie Düsseldorf beendete, hat mit seinen berühmten Nagelbildern nicht nur den sprichwörtlichen Nagel auf den Kopf getroffen. Er hat mit seinen Arbeiten auch ein völkerverbindendes Zeichen gesetzt.

Am 13. März wird Uecker seinen 

90. Geburtstag feiern. Praktisch als Geschenk rief Mecklenburg-Vorpommern das „Uecker-Jahr“ aus. Dazu würdigt Schwerin den in Wendorf bei Crivitz geborenen Künstler bis zum 1. Juni mit seinem gesamten Werkbestand, 30 Arbeiten, die sich als Eigentum oder Dauerleihgabe beim Staatlichen Museum befinden. Darunter Klassiker und Prototypen wie das übernagelte Selbstporträt (1963) oder der Fadenstuhl (1969), der Elektrische Garten mit knatterndem Riesennagel (1966), der Nageltisch (1968/1977) oder der Spikes-Fußballschuh (1972). 

Rückblickend liegt es nahe, Ueckers Nagel-Werke mit der Verwundbarkeit des Menschen zu assoziieren. 1992/93 entstand sein Zyklus „Verletzungen – Verbindungen“. Die 14 Arbeiten wurden von der Bundesrepublik erworben und vom Institut für Auslandsbeziehungen bisher in rund 60 Ländern gezeigt. 

„Die Kunst kann den Menschen nicht retten, aber mit den Mitteln der Kunst ist ein Dialog möglich“, ist Ueckers Credo. Mit seiner humanistischen Haltung ist er zu einem wichtigen Botschafter Deutschlands geworden. 2012 wurde sein Zyklus sogar im Teheraner Museum of Contemporary Art sowie weiteren iranischen Städten ausgestellt. 

Der Iran lässt Uecker nicht mehr los. Schon Goethe inspirierte der persische Nationaldichter Hafez (um 1315–1390) zu seinem Gedichtzyklus „West-östlicher Divan“. Uecker verarbeitete Hafez’ Verse bis 2015 zu einem Zyklus von 42 druckgrafischen Arbeiten: 31 Siebdrucke, sechs Sanddrucke und fünf Prägedrucke. Bereits 2016 wurde auch dieser Zyklus mit großem Erfolg in Hafez’ Geburtsort Shiraz und anderen Städten im Iran gezeigt.

Zusammen mit Werken von acht iranischen Künstlerinnen und Künstlern vermittelt er jetzt unter dem Titel „Huldigung an Hafez“ in der Kunsthalle Rostock vom 22. März bis 19. April zwischen den Kulturen.

b Staatliches Museum Schwerin, geöffnet Dienstag bis Sonntag von 11 bis 17 Uhr, ab 1. April bis 18 Uhr, Internet: www.museum-schwerin.de. Kunsthalle Rostock, geöffnet Dienstag bis Sonntag von 11 bis 18 Uhr.