Die berüchtigte „Colonia Dignidad“ in Chile ist seit rund 15 Jahren Geschichte. Vergessen ist diese sektenähnliche Gemeinschaft von Deutschen aber noch lange nicht. 2015 erinnerte der Kinofilm „Colonia Dignidad – Es gibt kein Zurück“ an die Menschenrechtsverletzungen in der „Kolonie der Würde“, so der deutsche Name von „Colonia Dignidad“. Und jetzt folgt im März die umfangreiche Dokumentation „Colonia Dignidad – Aus dem Innern einer deutschen Sekte“. Auf Arte wird die Serie in vier Teilen von jeweils 45 Minuten am 10. März ab 20.15 Uhr laufen. Das Erste zeigt die Serie in zwei Folgen á 90 Minuten am 16. und 23. März jeweils um 22.45 Uhr.

180 Minuten Doku – das klingt nach langen Kameraeinstellungen mit endlosen Interviews. Tatsächlich aber greifen Annette Baumeister und Wilfried Huismann für ihren Film auf authentisches Bildmaterial zurück, das unterirdisch in der Kolonie lagerte und nun erstmals zu sehen ist. Immer wieder läuft Sektenführer Paul Schäfer befehlend, predigend oder einen Chor dirigierend durchs Bild.

Der in den späten 50er Jahren in der Bundesrepublik wegen Unzucht angeklagte Schäfer gründete in Chile seine Glaubensgemeinschaft, auch um dort ungestört seine pädophilen Neigungen ausleben zu können. Dazu trennte er die Kinder von den Eltern und verbot jegliche familiären Beziehungen. Ehemalige Kolonisten, welche unter anderem noch heute in dem Gebiet leben, berichten als Zeitzeugen mit schonungsloser Offenheit über Schäfers sexuellen Missbrauch sowie über die Folter und Morde, die in der Kolonie während des Pinochet-Regimes stattgefunden haben. Unbegreiflich bleibt am Ende nur, warum die Deutschen freiwillig in diesem mit Stacheldraht umzäunten „Gefängnis“ blieben.