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06.03.20 / Leopold III. / Die Belgier stimmen für ihren König

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 10 vom 06. März 2020

Leopold III.
Die Belgier stimmen für ihren König
Manuel Ruoff

Ein Trend zur Diskriminierung von Nichtdeutschen gegenüber Deutschen ist zu konstatieren. Verzichtet ein Deutscher gegenüber einer fremden Besatzungsmacht – vor allem wenn sie aus dem Westen kommt – auf Widerstand, wird dieses eher als pragmatisch, vernünftig und besonnen, wenn nicht sogar als Verständigungspolitik gelobt. Verhält sich hingegen ein Westeuropäer bei einer Besetzung seines Landes durch Deutsche analog, ist der Vorwurf der Kollaboration meist nicht fern. Diese Erfahrung musste auch Leopold III. machen. 

Der Großvater und Vorvorvorgänger des aktuellen belgischen Königs Philippe saß auf dem belgischen Thron, als 1940 die Wehrmacht einmarschierte und das Königreich besetzte. Wie andere Monarchen stand auch er vor der Frage, ob er sein Land verlassen sollte wie die niederländische Königin oder ob er das Schicksal seines Volkes teilen und bleiben sollte wie der dänische König. Er entschied sich für den zweiten Weg.

Nach der Befreiung Belgiens durch die Westmächte sah sich Leopold dem Vorwurf der Kollaboration ausgesetzt. Erhoben wurde dieser Vorwurf weniger durch den deutschen oder den niederländisch(sprachig)en, flämischen Teil des Vielvölkerstaates, sondern durch den französisch(spra­chig)en, wallonischen. Das Parlament erklärte ihn für regierungsunfähig und beauftragte Leopolds jüngeren Bruder Karl mit der Regentschaft, der über gute Kontakte zu den Westalliierten verfügte. Leopold ging ins Schweizer Exil.

Nachdem bereits 1946 eine Untersuchungskommission ihn vom Vorwurf des Verrats entlastet hatte, wurden 1950 endlich die Belgier befragt, deren König er gemäß seinem Titel schließlich war. Vor 70 Jahren, am 12. März 1950, sprach sich eine klare Mehrheit von 57,6 Prozent für ihren König aus. Er kehrte folgerichtig aus dem Schweizer Exil auf den Thron zurück. Karls Regentschaft war beendet.

Leopold war es zwar gelungen, die Mehrheit seines Volkes hinter sich zu vereinen, aber die Ressentiments im französisch(sprachig)en Teil seines multiethnischen Staates blieben. Um der Einheit des Königreiches willen verzichtete Leopold bereits ein Jahr nach dem Abstimmungssieg zugunsten seines Sohnes Balduin auf den Thron, blieb aber im Lande, wo er wenige Monate nach seinem jüngeren Bruder Karl im 82. Lebensjahr 1983 starb.