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06.03.20 / Kulturerbe / Große Königsberger zieren Gymnasium / Ehemaliger Schüler setzte sich für die Wiederherstellung der Skulpturen an der Fassade „seiner Schule“ ein

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 10 vom 06. März 2020

Kulturerbe
Große Königsberger zieren Gymnasium
Ehemaliger Schüler setzte sich für die Wiederherstellung der Skulpturen an der Fassade „seiner Schule“ ein
Jurij Tschernyschew

In den Jahren 1926 und 1927 wurde die Königsberger Burgschule unter der architektonischen Oberleitung von Stadtrat Gustav Kassbaum, Dr. Mayer und dem Baumeister E. Genzmer an der Lehndorffstraße als Oberrealschule errichtet. Ihre Fassade war mit plastischen Darstellungen der Köpfe des großen Philosophen Immanuel Kant, des Schöpfers des heliozentrischen Weltsystems Nicolaus Copernicus, eines der herausragenden Denker der Aufklärung, Johann Gottfried Herder, und des in Tapiau geborenen Künstlers Lovis Corinth, geschmückt. Der Schöpfer dieser Werke ist der berühmte Königsberger Meister Stanislaus Cauer, dessen Werke die Bewohner der Stadt noch heute erfreuen, wie zum Beispiel das Schiller-Denkmal, der Brunnen „Putten“ und die Skulptur „Nymphe“. Der letzte Unterricht während des Kriegs fand am 22. Januar 1945 statt.

In diesem Gebäude befindet sich heute das Gymnasium Nr. 1, und die Straße heißt Kropotkina. Die sowjetische Bildungseinrichtung wurde noch 1945 eröffnet. Das Gebäude blieb gut erhalten, aber die Originalskulpturen der bedeutenden Persönlichkeiten, die über dem Haupteingang angebracht waren, konnten nicht erhalten werden. Sie waren stark beschädigt. Ihre Oberfläche war derart abgesplittert, dass nur die Konturen erhalten waren. 

Im Januar fand ein Ereignis statt, das viele Bewohner Königsbergs als angenehme Überraschung empfanden: Die Köpfe von Kant, Copernicus, Herder und Corinth wurden erneut an der Schulfassade angebracht. Es handelt sich um Kopien, die der Bildhauer Andrej Schewzow angefertigt hat. Erwähnenswert ist, dass die Restaurierung der Skulpturen aufgrund einer privaten Initiative des Unternehmers Pawel Naumow möglich wurde, der selbst ein Absolvent des Gymnasiums war.

Es war nicht leicht, die verlorenen Skulpturen wiederherzustellen, da die erhaltenen Fotos, an denen Schewzow sich orientierte, nicht die beste Qualität und Schärfe hatten. Infolgedessen dauerte die Arbeit etwa ein Jahr. Außerdem hat das Gebäude der ehemaligen Oberrealschule den Status „Kulturerbe von regionaler Bedeutung“, weshalb die Anbringung neuer Skulpturen gemäß den gesetzlichen Bestimmungen durchgeführt werden musste, die ein langes Genehmigungsverfahren nötig machten.

Das Gymnasium Nr. 1 war die erste Bildungseinrichtung, die nach dem Krieg am 17. Juli 1945 im Königsberger Gebiet eingerichtet wurde. Die weiterführende Schule ist über die Region hinaus bekannt, da ihre Schüler regelmäßig bei verschiedenen Wettbewerben gewinnen und sie zu den 500 besten Schulen der Russischen Föderation zählt. 

Seit 2015 hat die Bildungseinrichtung den Status einer innovativen Bildungsplattform, auf der neue Ansätze und Lösungen im Bereich der Bildung von Schulkindern erprobt und umgesetzt werden. Das Gymnasium hat zurzeit mehr als 1200 Schüler. Der regionale Geschichtsunterricht nimmt einen wichtigen Platz im Bildungsprozess des Gymnasiums ein, sodass die Schüler eine Vorstellung von der Bedeutung von Immanuel Kant, Nicolaus Copernicus, Johann Herder und Lovis Corinth haben. Sie werden nun jeden Tag auf die Schüler herabschauen, wenn diese das Gymnasium betreten.