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06.03.20 / Politik / Einsichten eines Desillusionierten / Der als Populist gescholtene Journalist Henryk M. Broder analysiert in seinem neuen Buch, was in Deutschland alles falsch läuft

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 10 vom 06. März 2020

Politik
Einsichten eines Desillusionierten
Der als Populist gescholtene Journalist Henryk M. Broder analysiert in seinem neuen Buch, was in Deutschland alles falsch läuft
Wolfgang Kaufmann

Kaum jemand versteht es besser, die Krankheitsherde unserer Gesellschaft mit dem sprachlichen Seziermesser offenzulegen, als der angeblich „populistische“ jüdischstämmige Journalist und Autor Henryk M. Broder. Das demonstriert er jetzt auch wieder mit seinem neuen Buch „Wer, wenn nicht ich.“ Darin greift Broder von der AB-Maßnahme für überbezahlte Polit-Versager über die immer mehr zunehmende Klimahysterie bis hin zu der chronischen Zeichensetzerei viele der Themen auf, welche den kritischen Bürger hierzulande auf die Palme treiben können. Wie sehr er dabei immer wieder ins Schwarze trifft, sollen ein paar ausgewählte Zitate belegen.

Über die Fridays-for-Future-Schulschwänzer: „Sie wissen oder ahnen es, dass sie eines Tages für sich selbst werden sorgen müssen, und diese Vorstellung ist es, die sie mit Angst erfüllt, nicht der Klimawandel.“ Zum Klimaschutz: Er werde „das private und das öffentliche Leben in einem Ausmaß bestimmen und kontrollieren, wie es noch kein Totalitarismus vor ihm getan hat.“ Mit Blick auf die ständigen Warnungen aus deutschen Politikerkreisen vor einem „neuen Antisemitismus“ hierzulande: „Inzwischen ist mir jeder ehrliche Antisemit … lieber als diese verlogene Bagage, die zu Klezmer-Klängen um tote Juden trauert, insgeheim aber hofft, dass die Araber oder die Iraner den Job zu Ende bringen, den die Nazis nicht vollenden konnten.“

Über den aus Palästina stammenden Vorsitzenden der SPD-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus, Raed Saleh: Dessen mit gutmenschlichen Floskeln durchtränkte „Sätze auf ihren Subtext und ihre Tonalität zu untersuchen, wäre so albern, als würde man einen Haufen Hundekacke mit Mitteln der Spektralanalyse behandeln, nur um die Möglichkeit auszuschließen, dass es sich um eine Portion Tiramisu handeln könne.“

Zum Sinn oder Unsinn der Entwicklungshilfe für Afrika: „Ich bezweifle …, dass wir ‚unseren Wohlstand‘ auf dem Rücken Afrikas und der Entwicklungsländer leben, denn diese ‚Entwicklungsländer‘ sind reich an Naturressourcen und Bodenschätzen. Verglichen mit Nigeria ist die Schweiz ein armes Land. Es wird nur besser regiert.“

Aus nahezu jeder Seite des Buches geht hervor, wie desillusioniert Broder inzwischen ist, wenn er auf die Bundesrepublik von heute schaut. Und an einer Stelle sagt er dies dann auch auf seine unnachahmliche Art: „Ich habe mich lange angedient und angebiedert, bis mir irgendwann klar wurde, dass es nichts bringt, einer Gesellschaft in den Hintern zu kriechen, die einen künstlichen Darmausgang hat.“

Henryk M. Broder: „Wer, wenn nicht ich“, Achgut Edition, Berlin 2019, gebunden, 200 Seiten, 24 Euro