20.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
06.03.20 / Kurz notiert / Kritik, jedoch undemokratisch formuliert

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 10 vom 06. März 2020

Kurz notiert
Kritik, jedoch undemokratisch formuliert
Karlheinz Lau

Rainer Thesen, Jahrgang 1946, ist Oberst d. R. und Rechtsanwalt in Nürnberg. Sein Motto lautet nach Kant „Habe den Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen.“ Dass dieses Motto für seine Haltung Richtschnur ist, soll nicht bezweifelt werden, kommt aber in den 

42 Beiträgen seines aktuellen Buchs nicht immer zum Ausdruck. Diese beleuchten die seiner Meinung nach wichtigsten Ereignisse des Jahres 2018. Jeder Beitrag hat ein Datum, das Ganze wirkt wie ein Tagebuch: Der 9. Januar behandelt den „ewigen Kampf der Linken gegen die Bundeswehr“ oder der 12. April beschäftigt sich in einem längeren Beitrag mit dem ohne Zweifel wichtigen Thema „Die christlich-jüdische Prägung der Deutschen“ und das Jahr endet am 13. Dezember mit Reflexionen über den Zustand unserer poltischen Kultur. 

Grundlage dafür ist Thesens Briefwechsel mit einem Nürnberger Bundestagsabgeordneten. Weitere Themen sind die Immigrations- und Flüchtlingsfrage, die AfD, angebliche Manipulationen in den Medien sowie Klima und Umwelt. Nach welchen Kriterien wird datiert? Vermutlich nach Ereignissen, die der Verfasser eines Kommentars für würdig hält. So das Beispiel „Westerwald“ vom 29. November: Mitglieder der Jungen Union, Nachwuchsorganisation der CDU, singen in einer Kneipe das Wanderlied „O du schöner Westerwald“. Ein Gast fühlte sich angesichts der angeblichen Rechtslastigkeit des Liedes belästigt und rief als politisch korrekter Staatsbürger einschlägige Medien an.  Zu diesen zählt nach Meinung Thesens der Berliner „Tagesspiegel“, der offensichtlich daraus einen Bericht über rechtslastige Nachwuchspolitiker machte. Nun kann man mit dieser Art von Berichterstattung nicht einverstanden sein; der Text ist kein NS-Lied und die Junge Union nicht rechtslastig, aber der Duktus von Thesens Klassifizierung ist alles andere als sachlich: „Schmierenstück“, „linksradikale Schreiberlinge“, „Zeitungsschmierer“, „,Deutschland, Du mieses Stück Scheiße-Fraktion‘ in Politik und Medien“. Dieser Stil findet sich in weiteren Beiträgen. 

Die Grünen werden als „Miesepeter“ oder „Spaßbremsen“ bezeichnet, Kritik an der AfD als „Vernichtungskrieg“. Der Autor zeigt Sympathie für die AfD im Zusammenhang mit den Themen Immigration, Rassismus und Antisemitismus. Thesen vertritt die Ansicht, dass Deutschland eine rechts von der Union platzierte bürgerliche, konservativ und national ausgerichtete Partei brauche; zum demokratischen Spektrum gehöre eine demokratische Rechte. 

Eine solche Position wird durchaus von vielen Bürgern vertreten, sie ist nicht AfD-spezifisch. Das gilt auch für andere von Thesen angesprochene Reizthemen des Jahres  2018, aber die Art der kritischen Auseinandersetzung ist nicht demokratisch. Es entsteht der Verdacht, dass der Autor diese auch gar nicht sucht, sondern bewusst die Provokation und den Ton der Straße mit der Ausdrucksweise linker und rechter Extremisten wählt. 

Rainer Thesen: „Einspruch! Gegen Politikversagen und Meinungsdiktatur. Anmerkungen zur Lage 2018“, Osning Verlag Bielefeld 2019, broschiert, 237 Seiten, 19,80 Euro