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13.03.20 / Katholische Kirche / „Georg, du bist dran“ / Die Deutsche Bischofskonferenz wählte den Bischof von Limburg zu ihrem neuen Vorsitzenden

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 11 vom 13. März 2020

Katholische Kirche
„Georg, du bist dran“
Die Deutsche Bischofskonferenz wählte den Bischof von Limburg zu ihrem neuen Vorsitzenden
Bodo Bost

Mit Bischof Georg Bätzing (58) aus dem Westerwald wurde ein bislang kaum bekannter Oberhirte Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz (DBK). Die Kardinäle und Erzbischöfe, von denen es auch in Deutschland einige gibt und die in anderen Ländern für ein solches Amt in Frage kommen, waren sich offenbar nicht grün genug.

Der Bischof von Limburg wurde am Dienstag vergangener Woche in Mainz zum Nachfolger von Reinhard Kardinal Marx (66) gewählt, der erklärtermaßen  aus Altersgründen nicht mehr für das Amt kandidiert hatte. Von Bätzing war bislang nur bekannt, dass er 2016 das Bistum Limburg nach dem Skandal um Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst nach einer schwierigen Übergangs- und Vakanzzeit übernommen hatte. Er konnte die dort zum Teil künstlich hochgekochten Wellen wieder beruhigen. Bätzings bischöflicher Wahlspruch lautet: „Congrega in unum – Führe zusammen.“ Genau dies soll er jetzt in der DBK, die aus anderen Gründen gespalten ist, auch wieder tun. 

Der aus dem Trierer Teil des Westerwaldes stammende Bätzing war Leiter des Trierer Priesterseminars, als im Jahre 2001 der aus Paderborn stammende Marx Bischof von Trier wurde. Marx machte Bätzing 2007 in seinem letzten Amtsjahr in Trier zum Leiter der Heilig Rock Wallfahrt von 2012. Jetzt hat er ihn zu seinem Nachfolger unter seinen Gnaden an der Spitze der Deutschen Bischofskonferenz gemacht. Dies wurde bereits deutlich bei der Pressekonferenz zum Amtsantritt, als ihn der neben ihm stehende Marx wie einen Schüler aufrief mit den Worten „Georg, du bist dran.“ 

Der Amtsverzicht von Marx hatte viele überrascht, war doch der Münchner Erzbischof vielen als Machtmensch bekannt. Allerdings ist Marx auch dafür bekannt, dass er auf vielen Registern zu spielen vermag. Die Wahl seines Nachfolgers war ein solches Register, viele deuten die Wahl so, dass Marx sich mit dieser Wahl seinen eigenen Einfluss weiterhin sichern will. Denn Bischof Georg aus dem Westerwald ist bislang nicht dafür bekannt, dass er viele eigene Ideen in die kircheninterne Diskussion gebracht hat. Da hat er gar nichts von seinem großen Vorgänger, Kardinal Joseph Höpfner, der aus einem Nachbarort im Westerwald stammte. Höpfner hatte allerdings auch nicht solche Gegenspieler wie jetzt Bischof Bätzing. 

Mittler im Richtungsstreit

Im großen Richtungsstreit um die Zukunft der katholischen Kirche in Deutschland gaben andere Bischöfe bislang den Ton an. Auf liberaler Seite neben Marx vor allem der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck und der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer. Ihnen standen auf konservativer Seite der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki und der Regensburger Rudolf Voderholzer gegenüber. Dass sich Bätzing aus den internen Grabenkämpfen, die wohl zum Rücktritt von Marx führten, weitestgehend heraushielt, hat ihn für beide Lager wählbar gemacht. Bätzing plädierte als einer von vielen Bischöfen öffentlich für die Freistellung des Pflichtzölibats und sprach von der Kirche als „Täterorganisation“ im Zusammenhang mit dem Missbrauchsskandal. Den von Marx initiierten Synodalen Weg will er ohne Richtungsänderungen und Akzentverschiebungen weitergehen. Immerhin ist er als Bischof von Limburg auch Gastgeber des Synodalen Weges, der in Frankfurt stattfindet. 

   Doch der Vorsitzende der Bischofskonferenz ist nicht der „deutsche Papst“. Selbst Marx hatte sich als oberster Katholik Deutschlands einige Male aus Rom Rüffel geholt und musste zum Rapport zum heiligen Vater, trotz seiner demonstrativen Nähe zur Macht in Rom.  Diese Macht ist seinem Nachfolger absolut fremd, er spricht als eines der wenigen Mitglieder der Bischofskonferenz nicht Italienisch, hat also nicht einmal in Rom studiert, wie fast alle deutschen Bischöfe. Deshalb braucht er auf seinen Romreisen Dolmetscher, das könnte Kardinal Marx sein. 

 In die Politik hinein braucht der neue Vorsitzende der Bischofskonferenz diese Dolmetscher nicht; seine Cousine ist die SPD-Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler von Rheinland-Pfalz. Kardinal Marx hing der Makel an, dass er sich gerne größer gemacht hat, als er tatsächlich war;  jetzt geht er den umgekehrten Weg: Er macht sich kleiner, unscheinbarer, als er ist. Aus der zweiten Reihe lässt sich auch regieren, wenn man einen willigen Vollstrecker in der Spitze hat.