19.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
13.03.20 / Kommentare / Ein Gespenst taucht auf

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 11 vom 13. März 2020

Kommentare
Ein Gespenst taucht auf
Harald Tews

Man stelle sich vor, irgendjemand käme auf die Idee, ein Hindenburg-Denkmal zu errichten. Ein Riesenaufschrei ginge durch das Land. In Zeiten geradezu hysterischer Bilderstürmerei, da historische Persönlichkeiten daraufhin abgeklopft werden, was sie vor Urzeiten gesagt, geschrieben oder getan haben, ist niemand mehr vor Anfeindungen sicher.

Straßen und Plätze von preußischen Generälen werden umbenannt, der Kieler Tirpitzhafen wird bald „Oskar-Kusch-Hafen“ heißen (nach einem regimekritischen und zum Tode verurteilten U-Boot Kommandanten im Zweiten Weltkrieg), und wer sich noch traut, in einer Richard-Wagner-Straße zu wohnen, macht sich allein deshalb schon des Antisemitismus verdächtig.

Dafür tauchen die alten sozialistischen Gespenster wieder auf, die man eigentlich seit 1989 für ausgetrieben hielt. In Gelsenkirchen darf ein Lenin-Denkmal errichtet werden – und keinen regt es so richtig auf. Wenigstens die Stadtverwaltung hat versucht, das Schandmal auf juristischem Weg verbieten zu lassen. Vergebens: Das Verwaltungsgericht Gelsenkirchen hat eine von der Stadt erlassene Verfügung gegen die Aufstellung der Leninbronze für unzulässig erklärt. 

Geklagt hatte eine Partei, von der viele dachten, dass sich längst das Totentuch der Geschichte über sie ausgebreitet hätte: die Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands (MLPD). Die Steinzeitsozialisten werden offenbar durch Spenden so erfolgreich am Leben gehalten, dass sie sich als Parteizentrale ein denkmalgeschütztes, ehemaliges Sparkassengebäude in Gelsenkirchen leisten können.

Laut Gericht beeinträchtigt ein zwei Meter hohes Lenin-Denkmal nicht die Sicht auf das Haus und verstoße somit nicht gegen das Denkmalschutzgesetz. Das Urteil wird besonders jene schmerzen, die nach dem Fall der Mauer in mitteldeutschen Städten die Lenin-Köpfe von den Denkmälern rollen ließen. Wenn jetzt Lenin, Marx und Co. wieder auftauchen, ist für so manchen der Gedanke an eine DDR 2.0 nicht fern.