16.04.2024

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13.03.20 / Unworte zum Sonntag

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 11 vom 13. März 2020

Unworte zum Sonntag
René Nehring

„Wir müssen die Parlamente stürmen, in denen Neofaschisten sitzen und uns in Schreckstarre verfallen lassen genauso wie das Corona-Virus … Mit Verlaub: Ich könnte kotzen!“ Mit diesen und anderen drastischen Worten äußerte sich am vergangenen Sonnabend Pastorin Annette Behnken in der ARD-Sendung „Das Wort zum Sonntag“ zur prekären Situation der Migranten an der griechisch-türkischen Grenze. 

Ganz abgesehen davon, dass Deutschland seit Jahrzehnten von demokratischen Parteien regiert wird und allenfalls diese Schuld an den Zuständen vor Ort haben können, ist der Aufruf zum Sturm auf gewählte Parlamente – vor einem Millionenpublikum im öffentlich-rechtlichen Fernsehen – eine unglaubliche, nie dagewesene Entgleisung. 

Nur zur Klarstellung: Niemand muss diejenigen mögen, die für Pastorin Behnken „Faschisten“ sind (wenngleich schon dieser Begriff eine Zumutung ist; denn eine wahre faschistische Partei würde in diesem Lande zurecht verboten). Doch woher nimmt Frau Behnken das Recht, all jene jagen zu wollen, deren politische Ansichten sie nicht teilt? 

Demokratie lebt davon, dass die Bürger die freie Wahl haben, von wem sie sich vertreten lassen möchten. Der Ort, an dem die gewählten Vertreter zusammenkommen, um über ihre Ansichten und Ziele zu streiten und politische Entscheidungen herbeizuführen, ist das Parlament. Wer hier die Mehrheit hat, bestimmt die Richtung – und hat dennoch die Pflicht, auch die Minderheitsmeinung zu akzeptieren. Nicht zuletzt, weil diese Abgeordneten auch als Minderheit einen Großteil des Volkes repräsentieren. 

Wenn Pastorin Behnken also im Namen der Barmherzigkeit dazu aufruft, die Parlamente zu stürmen, dann ruft sie dazu auf, die Grundprinzipien unseres demokratischen Gemeinwesens auszuhebeln. Sie mag vielleicht eine höhere Moral auf ihrer Seite wähnen. Mit Demokratie hat das freilich nichts zu tun – mit Jesus Christus, der gerade auch dazu aufrief, die eigenen Feinde zu lieben, übrigens auch nicht.