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13.03.20 / ARD-Dreiteiler / Zurück in die Zukunft der 50er / Kinderjahre der Bundesrepublik – Die ARD-Serie „Unsere wunderbaren Jahre“ findet Parallelen zu heute

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 11 vom 13. März 2020

ARD-Dreiteiler
Zurück in die Zukunft der 50er
Kinderjahre der Bundesrepublik – Die ARD-Serie „Unsere wunderbaren Jahre“ findet Parallelen zu heute
Anne Martin

Mit 40 D-Mark Startgeld begann das Wirtschaftswunder – genau so viel erhielt jeder erwachsene Westdeutsche nach der Währungsreform im Juni 1948 auf die Hand. Motto: Mach was draus! 

Um die Zeit des Neubeginns zu zeigen, bedient sich der TV-Dreiteiler „Unsere wunderbaren Jahre“ (18., 21. und 25. März, jeweils 20.15 Uhr im Ersten) eines Kunstgriffs, der schon bei der in Berlin spielenden Geschichtsrevue „Kudamm 56“ im ZDF gut funktionierte. Man nehme drei unterschiedliche Schwestern sowie eine vor Pflichtbewusstsein klirrende Mutter und schicke sie durch wechselnde Konflikte. Hier ist es die Unternehmerfamilie Wolf, die von dem mit seiner Vergangenheit ringenden Vater Eduard (Thomas Sarbacher) geführt wird. Tochter Ulla (Elisa Schlott) will ausbrechen, die stille Gundel (Vanessa Loibl) kämpft um die Anerkennung des Patriarchen, Margot (Anna Maria Mühe) muss ihr Kind durchbringen und wartet darauf, dass ihr Mann aus der Kriegsgefangenschaft heimkehrt. Die kriegsversehrte Mutter Christel (Katja Riemann) schließlich trauert der verpassten Karriere als Pianistin hinterher. 

Die Kinderjahre der Bundesrepublik sind solide in Szene gesetzt – trotzdem schleicht sich beim Zuschauer gelegentlich ein Dejá-vu-Gefühl ein. Verwerfungen innerhalb eines Familienclans waren schon öfter zu sehen, genauso wie der adrette Look der 50er Jahre, jene auf Figur geschneiderten Kostüme und akkurat betonierten Frisuren. Im Ensemble glänzt vor allem ein junger Schauspieler, der in seiner lässigen Pose an James Dean erinnert – David Schütter, der Enkel des legendären Hamburger Theaterchefs Friedrich Schütter, ist eine Entdeckung.

Schauplatz des Films ist die nordrhein-westfälische Kleinstadt Altena, aus der die Rohlinge für die D-Mark gepresst wurden. Tatsächlich wurde in Altena nur die Burg gefilmt, für andere Szenen reiste das Team nach Tschechien, wo weniger Verkehrsschilder und Supermärkte den Retro-Look stören. Wie ebenfalls schon öfter gesehen, wird auch das Frauenbild der 50er Jahre beleuchtet, wo der Haushaltsvorstand den Ton angibt und die Gattin still den Tee anreicht. Entwickeln Frauen eigene Ambitionen wie Ulla, die in Tübingen studieren will, oder Gundel, die die Firmenleitung anstrebt, laufen sie gegen Beton. Regisseur Elmar Fischer versteht die Trilogie genau 75 Jahre nach Kriegsende auch als Analyse der deutschen Befindlichkeit. „Deutschland liegt heute vom Lebensstandard her weltweit auf Platz drei. Trotzdem haben wir geradezu eine Empörungsindustrie und eine ständige Wut in uns“, sagte er der PAZ. 

Das Ende des Dreiteilers bleibt offen: Die drei Schwestern suchen nach mühsamen Emanzipationsversuchen ihren eigenen Weg. Auch die Mutter, bisher durch ihre Behinderung und das Frauenbild ihrer Zeit geknebelt, findet endlich in ihre Kraft. Fortsetzung folgt? An Peter Pranges Romanvorlage soll es nicht liegen: Das gleichnamige Opus spannt einen weiten Bogen bis zur Einführung des Euro. Verfilmt ist erst ein Drittel.