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13.03.20 / Astronomie / Eine Eselsbrücke zu Pluto / Vor 90 Jahren wurde der sonnenfernste Planet entdeckt – Dabei ist er gar kein Planet mehr

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 11 vom 13. März 2020

Astronomie
Eine Eselsbrücke zu Pluto
Vor 90 Jahren wurde der sonnenfernste Planet entdeckt – Dabei ist er gar kein Planet mehr
Harald Tews

Viele Schüler lernten einst: „Mein Vater erklärt mir jeden Sonntag unsere neun Planeten.“ Die Anfangsbuchstaben dienten als Eselsbrücke für die Reihenfolge der Planeten Merkur, Venus, Erde, Mars, Jupiter, Saturn, Uranus, Neptun und Pluto. Im August 2006 wurde dieser Merksatz obsolet, denn damals erkannte die Internationale Astronomische Union dem Pluto den Planetenstatus ab. Da er sich jenseits von Neptun im sogenannten Kuipergürtel bewegt, in dem sich unzählige kleine Himmelsobjekte befinden, wurde Pluto zum Zwergplaneten degradiert.

Doch 90 Jahre nach seiner Entdeckung könnte Pluto rehabilitiert werden. Vom Hamburger Planetarium aus, das im ehemaligen Wasserturm im Stadtpark nur wenige Wochen vor der Entdeckung Plutos eingeweiht wurde, hat sich die Aktion „Pluto for Planet“ formiert, die dem Himmelskörper wieder zu seinem Recht als Planeten verhelfen will. 

Am 13. März 1930, dem 149. Jahrestag der Entdeckung des Uranus durch William Herschel, wurde die Entdeckung des neuen Himmelskörpers offiziell verkündet. Bereits am 18. Februar 1930 stieß der damals erst 24-jährige US-Astronom 

Clyde Tombaugh beim Vergleich von Fotoplatten auf das Objekt, das dann einen Monat später bestätigt wurde. Benannt wurde es nach Pluto, dem römischen Gott der Unterwelt, der in der griechischen Mythologie dem Hades entspricht. Inspiriert davon wurde übrigens der im selben Jahr geschaffene Comic-Hund von Disney ebenfalls Pluto genannt.

Wegen eines „Wackelns“ der Bahnen von Uranus und Neptun hat man schon lange vermutet, dass sich jenseits davon die Anziehungskraft eines anderen Planeten auswirken müsste. Pluto bewirkt dieses durch eine im Vergleich zu allen anderen acht Planeten, die sich mit Ausnahme von Merkur alle auf derselben Ebene bewegen, durch eine extrem geneigte und elliptische Umlaufbahn um die Sonne, wobei er bei seinem sonnennächsten Punkt sogar die Bahn des Neptuns kreuzt. 

Obwohl er nur ein Drittel so groß wie unser Erdmond ist und seine Fläche etwa der Südamerikas entspricht, besitzt er fünf bekannte Monde. Der letzte, Styx, wurde erst 2012 entdeckt. Dass Pluto kein „normaler“ Planet ist, zeigt auch die Tatsache, dass er mit seinem 1978 entdeckten größten Mond Charon ein Doppelsystem bildet: Beide umkreisen einander um einen außerhalb von Pluto liegenden Mittelpunkt.

Der mit 4,3 Milliarden Kilometern von der Erde entfernte Pluto liegt zwar am Rande des Sonnensystems, aber dennoch in „Griffweite“ der Menschheit. 2015 erreichte die Raumsonde „New Horizons“ nach neunjähriger Reise den Pluto und machte spektakuläre Fotoaufnahmen von dieser fernen und eiskalten Welt.

Jenseits von Pluto hat man inzwischen weitere sogenannte trans-neptunische Objekte gefunden, darunter 2005 mit Eris einen Himmelskörper, der noch größer ist als Pluto. Sollten diese alle als Planeten anerkannt werden, wird man den Planeten-Merksatz wohl bald um einige Wörter erweitern müssen.