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13.03.20 / nachtschatten / Auf des Königs Befehl

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 11 vom 13. März 2020

nachtschatten
Auf des Königs Befehl
Silvia Friedrich

Wenn man in einem Imbiss eine Tüte essbaren knolligen Nachtschattens frittiert mit Ketchup haben möchte, wird man mit Sicherheit ausgelacht. Aber genau so heißt die Kartoffel, aus der dann später die Pommes Frites hergestellt werden, mit ihrer exakten Bezeichnung: Solanum tuberosum. Das bedeutet essbarer, knolliger Nachtschatten. Sie gehört zur Familie der Nachtschattengewächse. 

Die Heimat der Kartoffel, die im Nachbarland Österreich auch Erdapfel genannt wird, sind die Anden. Bei uns gibt es diese Knolle erdgeschichtlich erst seit relativ kurzer Zeit. Vor ungefähr 450 Jahren, nach der Entdeckung Amerikas, brachten spanische Seefahrer sie mit nach Europa. Die Entdecker und Eroberer fanden in der neuen Welt zahlreiche unbekannte Pflanzen, die sie mitnahmen und in Europa anbauen ließen. 

Aber niemand dachte zunächst daran, diese Knollen, die zudem noch unter der Erde wuchsen, zu essen. In den Gärten der Königshöfe Europas erfreute man sich an der kostbaren Topfpflanze mit den lilafarbenen Blüten. Nach der Blüte bilden sich Früchte. Wer diese fälschlicherweise probierte, bekam schlimme Bauchschmerzen, denn alle grünen oberirdischen Teile der Kartoffelpflanze sind giftig. So lehnte man dieses Gewächs, das anfangs auch als Tartuffel bezeichnet wurde, als Nahrungsmittel zunächst einmal entschieden ab. Woher sollten die Menschen im 16. Jahrhundert auch wissen, dass man ausschließlich die Knollen unter der Erde essen kann? Und die auch nur in gekochter Form, denn roh waren sie ebenfalls ungenießbar. 

Die Knollen sind eigentlich eine unterirdische Sprossverdickung mit vielen Nährstoffen für die Pflanze. Es dauerte noch recht lange, bis man den Menschen klargemacht hatte, dass diese genießbar sind und sogar wohlschmeckend. Wenn man einmal in eine rohe Kartoffel gebissen hat, kann man vielleicht die anfängliche Abneigung gegen dieses merkwürdige Nahrungsmittel verstehen. 

Die Menschen der vergangenen Jahrhunderte hatten des Öfteren mit Hungersnöten zu kämpfen, wenn zum Beispiel die Getreideernten durch Unwetter zerstört waren.

Sicher auch um dem Abhilfe zu schaffen, erließ der Preußenkönig Friedrich der Große 1756 einen „Kartoffelbefehl“. Alle Bauern mussten nun zwangsweise diese Pflanze anbauen, ob sie wollten oder nicht. Und siehe da: Die Kartoffeln wuchsen prächtig heran und retteten viele Menschen in Deutschland, aber auch in ganz Europa vor dem Hungertod. 

Heutzutage gehört die Kartoffel in vielen Teilen der Welt zum täglichen Nahrungsmittel. Und natürlich lieben Große und Kleine die fettigen Kartoffelstäbchen. Die sind zwar nicht so gesund wie eine richtige Kartoffel, aber ausnahmsweise darf man auch sie einmal naschen.