Abgewirtschaftet „Kennen Sie die vier größten Feinde der Bahn? Frühling, Sommer, Herbst und Winter.“ Dieser Witz, der unter frustrierten Bahnkunden kursiert, bringt in aller Kürze das zum Ausruck, was der Wirtschaftsjournalist Thomas Wüpper in seinem Buch „Betriebsstörung. Das Chaos bei der Bahn und die überfällige Verkehrswende“ in aller Ausführlichkeit beschreibt.

Er hat unzählige Artikel zu Themen wie Bilanzen, Reformkonzepte, Illusionen, aber auch Krisen im Zusammenhang mit der Bahn ausgewertet, Anfragen von Parteien an die Bundesregierung analysiert und zeigt in seinem Buch die Entwicklung auf, welche die Bahn in den letzten Jahrzehnten genommen hat. Ganz klar sieht er die Ursachen für die Fehlentwicklung eines der wichtigsten und umweltfreundlichsten Verkehrsmittel bei der Politik. Viel zu lange wurden Investitionen in das Unternehmen eingespart, ohne Rücksicht darauf, dass die Infrastruktur marode wurde, bis schließlich der Kollaps drohte. Als Ursachen macht Wüpper unter anderem den Börsengang unter Hartmut Mehdorn aus, aber auch Missmanagement, teure Prestigeobjekte wie Stuttgart 21, den Ausbau von Autobahnen zulasten der Bahn sowie allgemein das Versagen der Politik. Er kritisiert, dass am Ende der Steuerzahler von den Gewinnen ausgeschlossen wird, bei Verlusten aber für das Staatsunternehmen eintreten muss. Als Ausweg aus der Krise befürwortet der Autor eine Verkehrswende, die Autofahrer zugunsten der Bahnfahrer finanziell stärker belastet. Von der Politik fordert er, die sprudelnden Steuereinnahmen endlich für die Modernisierung der Bahn und den Ausbau der Strecken auch in kleine und entlegene Orte voranzutreiben. Denn: Der Ausbau des Schienenverkehrs sei auch aktiver Umweltschutz.                      

Thomas Wüpper: „Betriebsstörung. Das Chaos bei der Bahn und die überfällige Verkehrswende“, Ch. Links Verlag, Berlin 2019, broschiert, 264 Seiten, 15 Euro