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20.03.20 / Coronavirus / Im Schatten von SARS-CoV-2 / MERS-CoV – Der aus dem Nahen Osten stammende Krankheitserreger wird gefährlich unterschätzt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 12 vom 20. März 2020

Coronavirus
Im Schatten von SARS-CoV-2
MERS-CoV – Der aus dem Nahen Osten stammende Krankheitserreger wird gefährlich unterschätzt
Wolfgang Kaufmann

Während das Coronavirus SARS-CoV-2 mittlerweile fast die ganze Welt in Atem hält, existiert noch eine zweite Bedrohung ähnlicher Art, über die kaum gesprochen wird: MERS-CoV. Das ist ebenfalls ein Virus aus der Familie der Coronaviridae und löst das Middle East Respiratory Syndrome (MERS, Nahost-Atemwegssyndrom) aus. Dieses sorgt seit einigen Jahren auf der Arabischen Halbinsel für schwere Infektionen mit Lungenentzündungen und Nieren- oder Multiorganversagen. Primäre Wirte sind hier wohl Fledermäuse, die den Erreger über den Zwischenwirt Dromedar auf den Menschen übertragen.

Der erste Krankheits- und zugleich auch Todesfall aufgrund von MERS-CoV wurde im Juni 2012 bei einem Patienten aus Dschidda in Saudi-Arabien registriert. Danach infizierten sich zahlreiche weitere Menschen in dem Land sowie den Nachbarstaaten Jordanien, Katar, Oman, Vereinigte Arabische Emirate, Kuweit und Jemen. 2014 verschleppten Reisende oder muslimische Pilger das Virus nach Tunesien, Ägypten, Malaysia, Thailand und Südkorea, in die Türkei und die USA sowie auf die Philippinen. Ebenso berichtete die Weltgesundheitsorganisation (WHO) von einzelnen Fällen in Europa. Betroffen waren bisher Frankreich, Italien, Großbritannien, Griechenland, Österreich, die Niederlande und auch die Bundesrepublik, wo bereits mehrere MERS-Patienten starben.

Bis Ende Februar 2020 meldete die WHO 2519 MERS-Erkrankungen, von denen immerhin 866 tödlich endeten. Damit ist diese Variante des Coronavirus deutlich gefährlicher als das derzeit grassierende SARS-CoV-2. Und wohl auch ansteckender, als die WHO meint. So konnte eine einzige Person, welche die Arabische Halbinsel bereist hatte, 186 Menschen infizieren, von denen 38 starben. Zudem mutiert das Virus offenbar und passt sich dabei besser an den Menschen an. Das MERS-CoV in Südkorea entwickelte jedenfalls eine wachsende Resistenz gegen die Antikörper, welche der Organismus bei Infektionen bildet. Deshalb warnen Wissenschaftler wie Markus Hoffmann vom Leibnitz-Institut für Primatenforschung in Göttingen vor einer möglichen MERS-Pandemie.

Erschwerend kommt hinzu, dass es weder Impfstoffe gegen die Krankheit gibt noch Routine-Testverfahren, die neben den SARS-CoV-2-Infizierten parallel gleich noch die Träger des MERS-Virus herausfiltern. Deshalb sind die Corona-Untersuchungen von hier eintreffenden Asylsuchern aus dem Nahen Osten pure Augenauswischerei, was die MERS-Gefahr betrifft.