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20.03.20 / Analyse / Erinnerungen an das Vorgehen der Hamas

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 12 vom 20. März 2020

Analyse
Erinnerungen an das Vorgehen der Hamas
Bodo Bost

Die Bilder von den durch den türkischen Präsidenten Erdogan politisch instrumentalisierten Migranten an der türkisch-griechischen Grenze ähneln den Bildern, die 2018 zum 70. Jahrestag der Staatsgründung Israels durch die Hamas aus dem Gaza-Streifen gesendet wurden. Damals sollte das Eindringen von Tausenden Palästinensern über die Grenze des Gaza-Streifens nach Israel der erste Schritt zur Rückkehr nach Palästina werden. Denn im Gaza-Streifen, einer der dichtbesiedeltsten Regionen der Erde, leben besonders viele Nachkommen von Palästina-Flüchtlingen, allerdings bereits der dritten und vierten Generation. Der von der Hamas als „Marsch der Rückkehr“ betitelte Schachzug hatte jedoch ein anderes politisches Ziel: Er sollte damals alle Versuche der kompromissbereiten Araber durchkreuzen, Frieden zu schließen oder ihr Verhältnis zu Israel zu normalisieren.

Erdo?an, der ein großer Freund und Unterstützer der im Gaza-Streifen herrschenden Muslimbruderschaft – der Hamas – ist, hat bei seiner Migranteninszenierung an der griechisch-türkischen Grenze auch das damalige Drehbuch der Hamas übernommen. Auch sein „Marsch der Migranten zur offenen Grenze“ sollte zunächst als spontane Verzweiflungstat von syrischen Flüchtlingen dargestellt werden, für die der militärische Grenzdurchbruch sozusagen der letzte Ausweg zur Rettung sei. In Gaza, wie diesmal in Istanbul, ließen sich genügend Freiwillige finden, um schnell in diese Rolle hineinzuschlüpfen. 

Als sich dann nach einigen Tagen die Grenzbrecher eingestehen mussten, dass die Hamas – und diesmal Erdo?an – sie belogen hatten, dass die Grenze doch nicht offen war und dass die auf der anderen Seite stehenden Politiker und Grenzwächter das Spiel durchschaut hatten, trat Phase zwei in Kraft. Jetzt mussten eigene Sicherheitskräfte nachhelfen, um die Verzweiflung der Migranten und ihren Durchhaltewillen mit Gewalt zu erzwingen. 

Die Hamas hatte sich vor zwei Jahren nicht gescheut, eigene bewaffnete Anhänger hinter den Grenzmarschierern hinterherzuschicken, um diese von einem Rückzug abzuhalten. So kam es, dass die Hälfte der Opfer des „Marsches der Rückkehr“ 2018 nicht von israelischen Grenzpolizisten erschossen wurde, sondern von Hamas-Kämpfern, die von hinten auf ihre eigenen zurückströmenden Leute schossen.

Dass es an der griechisch-türkischen Grenze, wo jetzt ebenfalls Phase zwei der Inszenierung angelaufen ist, noch nicht so weit kam, ist allein der Besonnenheit und Zurückhaltung der griechischen Grenzpolizisten zu verdanken. Erdo?an hatte auch 1000 schwerbewaffnete Soldaten den Migranten hinterhergeschickt, um diese von einer Rückkehr von der verschlossenen Grenze in ihre in Istanbul leer sehenden Quartiere abzuhalten. 

Das zweite Ziel dieser schwerbewaffneten Spezialeinheiten ist es, wie damals in Gaza, medienwirksam für Opfer zu sorgen. Deshalb schossen die Spezialeinheiten mit Blendgranaten und Tränengas gleichzeitig über die Grenze und die Migranten und präsentierten danach im Nebelschweif einen toten Migranten und einige Schwerverletzte, die die Grausamkeit der griechischen Grenzer und der EU-Beamten beweisen sollten. Allerdings bewiesen sie nur die Fake-News-Kapazität ihres Präsidenten, dem im fernen Ankara, wie auf dem Schlachtfeld in Idlib, immer mehr die Regie über seine eigene Inszenierung zu entgleiten droht. 

Nachahmung des Erzfeinds Assad

Das erste Drehbuch gewaltsamen Grenzbrechertums durch Migranten stammt übrigens vom syrischen Staatschef Assad, dem Intimfeind von Erdo?an. Der hatte vor dem Bürgerkrieg, als er noch die Kontrolle über sein Land hatte, Zehntausende Palästinenser am Golan aufmarschieren lassen, die die Grenze ins von Israel annektierte Golan-Hochplateau mit Gewalt überwinden sollten. Nachdem dies Assad und den Palästinensern nicht gelang, kam es kurz darauf zu Protestmärschen seiner eigenen Bevölkerung gegen ihn selbst, die ganz in der Nähe in Deraa begannen und den Syrien-Bürgerkrieg einleiteten.

Assad war jedoch damals immerhin so intelligent, nach einem Tag und einigen Toten diesen Marsch der Migranten abzublasen. Ob Erdo?an diese Intelligenz und überhaupt den Willen dazu hat, darf bezweifelt werden. Warum auch, immerhin wird er sogar zu einem EU-Sondergipfel eingeladen, während seine Spezialeinheiten weiter versuchen, Migranten mit militärischer Gewalt über die EU-Grenze zu treiben.