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20.03.20 / Leitartikel / Wenn ein „Hurensohn“ zum Hoffnungsträger wird

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 12 vom 20. März 2020

Leitartikel
Wenn ein „Hurensohn“ zum Hoffnungsträger wird
René Nehring

So schnell kann es gehen. Vor rund drei Wochen noch zeigten Fans diverser Vereine in mehreren deutschen Fußballstadien auf großen Transparenten Porträts von Dietmar Hopp im Mittelpunkt eines Fadenkreuzes. Auf anderen Bannern war in riesigen Lettern das Wort „Hurensohn“ zu lesen. Schon seit Jahren ist der Mitgründer der Softwarefirma SAP Ziel des Hasses zahlreicher Fußballanhänger, weil er mit seinem als Unternehmer erworbenen Wohlstand unter anderem dem einstigen Dorfverein TSG 1899 Hoffenheim zum Aufstieg in die Bundesliga verholfen hat. 

Diese Woche nun erschien Dietmar Hopp in einem gänzlich anderen Licht: Am Sonntag meldete die „Welt am Sonntag“, dass US-Präsident Trump für rund eine Milliarde US-Dollar ein deutsches Biopharmazieunternehmen kaufen wollte, das führend bei der Suche nach einem Impfstoff gegen das Coronavirus sein soll. Wobei Trump, so die „Welt am Sonntag“, die Nutzung eines etwaigen Impfstoffes ausschließlich für sein Land sichern wollte. 

Am Montag kam dann heraus, dass die Firma CureVac, so der Name des Tübinger Unternehmens, zu 80 Prozent Dietmar Hopp gehört. Und damit war schnell klar, dass CureVac, bzw. dessen Nutzungsrechte an Medikamenten, nicht in die USA gehen würden. Denn anders als es die Hass-Fans in den Fußballstadien wahrhaben wollen, ist Hopp ein Unternehmer alter Schule: keine „Heuschrecke“, die als Investor über Firmen herfällt, um sie auszuplündern und dann meistbietend weiterzuverkaufen, sondern auch ein Mäzen, der weiß, was er seiner Heimat verdankt – und der immer wieder bereit ist, sie an seinem Erfolg teilhaben zu lassen. 

Gegenüber dem Sender „Sport 1“ erklärte Hopp denn auch, dass er gar nicht daran denke, sein Unternehmen an die USA zu verkaufen: „Für mich ist das selbstverständlich, es kann gar nicht sein, dass eine deutsche Firma den Impfstoff entwickelt und dieser in den USA exklusiv genutzt wird. Das war für mich keine Option.“ Die Frage, wann der CureVac-Impfstoff gegen das Coronavirus auf den Markt kommen könne, konnte Hopp jedoch noch nicht beantworten. Zunächst müssten Tests an Tieren und dann an Menschen gemacht werden. Im Herbst sollte der Stoff jedoch verfügbar sein und wäre damit vor einer neuen Grippewelle erhältlich. Auf die Frage, ob denn ein zugelassener Impfstoff angesichts der vorherigen Schmähgesänge in zahlreichen Stadien eine Genugtuung für ihn sei, antwortete Hopp übrigens: „Mir kommt es nicht darauf an, wie ich dastehe. Mir ist es wichtig, dass die Firma belohnt wird für 15 Jahre malochen in der Forschung.“ 

Unabhängig vom Ausgang des Zulassungsverfahrens für den Impfstoff kann die Geschichte um Dietmar Hopp und CureVac schon jetzt als ein Lehrstück gelten. Zum einen zeigt das Beispiel, dass der unternehmerische Erfolg eines Einzelnen und der Wohlstand unserer Gesellschaft einhergehen. Wohlstand, aber auch medizinischer Fortschritt werden nicht durch Krakeeler auf irgendwelchen Stadiontribünen geschaffen – und auch nicht durch Umverteilung –, sondern durch Menschen wie Dietmar Hopp, die etwas bewegen und erreichen wollen und durch ihren Ehrgeiz die Gesellschaft voranbringen. 

Die Affäre lehrt aber auch, Unternehmer wie Dietmar Hopp und ihre Firmen wie CureVac besser zu schützen – vor den Schmährufen primitiver Fußballfans ebenso wie vor etwaigen Übergriffsversuchen anderer Staaten.