16.04.2024

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20.03.20 / Porträt / Der Virusjäger

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 12 vom 20. März 2020

Porträt
Der Virusjäger
Harald Tews

Dass sich Deutschland gerade im Ausnahmezustand befindet, hat auch mit der Berliner Charité zu tun. Wäre dort nicht schon Mitte Januar das weltweit erste Diagnoseverfahren zum Nachweis des Virus entwickelt worden, wüsste man heute nicht genau, wie viele infizierte Menschen es gibt. Die Lage wäre dann noch unübersichtlicher.

Wenn es in der Virologie darum geht, der Schnellste zu sein, dann liegt Christian Drosten immer weit vorn. 2003 gehörte der damals erst 31-jährige Mediziner zu den Ersten, die am Hamburger Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin das SARS-Virus identifizierten, das damals schon etwa 1000 Todesopfer forderte. Seinerzeit erhielt er dafür das Bundesverdienstkreuz am Bande.

Nach einer zehnjährigen Tätigkeit am Universitätsklinikum Bonn wurde Drosten 2017 zum Direktor des Instituts für Virologie berufen, wo nun das erste Testverfahren zum Nachweis der Covid-19-Erkrankung erbracht wurde. Damit kein Zeitverzug entsteht, publizierte er seine Entdeckung nicht in Fachorganen, sondern gleich via Internet. Seitdem steht der 1972 im Emsland geborene Virologe im Brennpunkt des öffentlichen Interesses. 

In Talkshows und in seinem von NDR-Info ausgestrahlten Podcast informiert er wochentags das Publikum mit verständlichen Worten über die schwierige Materie. Daneben berät er das Bundesforschungsministerium. Dass Fußballbundesligaspiele erst unter Ausschluss des Publikums und dann ganz abgesagt wurden, dürfte auch auf seine Empfehlung hin beschlossen worden sein. In der aktuellen Situation ist Drosten der Mann der Stunde. Aufhalten kann er das Virus allerdings auch nicht.