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20.03.20 / Wilhelm Canaris / „Meine Zeit ist um. War kein Landesverräter“

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 12 vom 20. März 2020

Wilhelm Canaris
„Meine Zeit ist um. War kein Landesverräter“
Erik Lommatzsch

„Meine Zeit ist um. War kein Landesverräter.“ Dies sollen die letzten Worte von Wilhelm Canaris gewesen sein, die er durch Klopfzeichen einem Zellennachbarn übermittelte, kurz bevor er am 9. April 1945 im Konzentrationslager Flossenbürg gehängt wurde. Erst am Tag zuvor war er durch ein SS-Standgericht zum Tode verurteilt worden, ebenso wie der Theologe Dietrich Bonhoeffer, der Jurist Hans von Dohnanyi und General Hans Oster. Verbunden waren sie durch das Amt Ausland/Abwehr und den Widerstand im Dritten Reich. An der Spitze des militärischen Nachrichtendienstes der Wehrmacht stand Canaris. In dieser Eigenschaft schirmte er eine Vielzahl von Personen und Initiativen ab, die dem NS-Regime entgegenwirkten. Sein Mitarbeiter Oster spielte hierbei eine besonders aktive Rolle.

Geboren wurde Canaris am 1. Januar 1887 im heute zu Dortmund gehörenden Aplerbeck. Seinem Wunsch gemäß trat der Industriellensohn nach dem Abitur 1905 in die kaiserliche Marine ein. Er stieg in den Seestreitkräften des Reiches auf, 1940 wurde er zum Admiral befördert.

Der Gegner des Kommunismus und des Friedens von Versailles sympathisierte mit dem Nationalsozialismus. Die Aufklärungs-, Spionageabwehr- und Sabotagearbeit, die er ab 1935 als Chef der Abwehr leistete, erfreute sich eines hervorragenden Rufs. Mit Reinhard Heydrich, der als Chef des Sicherheitsdienstes der SS sein Rivale war, pflegte er enge Beziehungen. 

Die Kriegsvorbereitungen ließen Canaris vom NS-Regime abrücken, spätestens seit der Sudetenkrise von 1938 hatte er Widerstandskontakte. Oster besorgte Sprengstoff für Attentate und informierte den Gegner 1940 über den bevorstehenden Angriff im Westen, fand aber kein Gehör. 

Dohnanyi verhalf Juden, die als Agenten getarnt wurden, zur Ausreise. Bonhoeffer konnte über das Amt von Canaris Auslandskontakte knüpfen. In der Abwehr legte man Dossiers über Verbrechen der SS an. 

1943 erfolgten erste Verhaftungen in den Reihen der Verschwörer. Canaris, bereits zuvor entlassen, wurde nach dem 20. Juli 1944 festgenommen. An dem Staatstreich war die Abwehr zwar nicht direkt beteiligt, im Zuge der Ermittlungen traten jedoch deren umfangreiche Verbindungen zum Widerstand zu Tage. Als Geheimdienstchef wirkte Canaris im Sinne des NS-Regimes. Zugleich schützte und unterstützte er viele von dessen maßgeblichen Gegnern.