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27.03.20 / Pandemien Die länder- und kontinentübergreifende Ausbreitung von menschlichen Krankheiten ist wahrlich nichts Neues. Aber die Corona-Krise besitzt einige Besonderheiten, die Grund zur Sorge geben sollten / Wahrlich kein Ruhmesblatt / Wie die Weltgesundheitsorganisation und Europa auf die aktuelle Corona-Pandemie reagiert haben

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 13 vom 27. März 2020

Pandemien Die länder- und kontinentübergreifende Ausbreitung von menschlichen Krankheiten ist wahrlich nichts Neues. Aber die Corona-Krise besitzt einige Besonderheiten, die Grund zur Sorge geben sollten
Wahrlich kein Ruhmesblatt
Wie die Weltgesundheitsorganisation und Europa auf die aktuelle Corona-Pandemie reagiert haben
Wolfgang Kaufmann

Wenn sich eine Infektionskrankheit über mehrere Länder oder gar Kontinente ausbreitet, gilt das als Pandemie – von griechisch „pandemios“ (im ganzen Volk). Dieses Kriterium erfüllt die aktuelle SARS-CoV-2-Welle. Mittlerweile melden fast alle Staaten rund um den Globus Ansteckungen mit dem Corona-Virus. Deshalb spricht die Weltgesundheitsorganisation (WHO) seit dem 11. März offiziell von einer Pandemie – erstmals seit dem globalen Ausbruch der sogenannten Schweinegrippe (H1N1) in den Jahren 2009/10.

Die aktuelle Pandemie hatte ihren Ausgangspunkt in der chinesischen Millionenstadt Wuhan und entwickelte sich diesen Januar zunächst zu einer Epidemie. In jenem Monat erreichte das Virus aber bereits auch andere asiatische Staaten, die USA und Europa.

Europa kann von Asien lernen

Für den Fall einer Pandemie existieren Notfallpläne der WHO, die 2013 und 2017 mit Blick auf die Lehren aus der Verbreitung des H1N1-Virus aktualisiert wurden. Seitdem soll die „risikobasierte Betrachtungsweise“ im Vordergrund stehen. Davon war aber in der Frühphase des Corona-Ausbruchs sehr wenig zu spüren. Statt sofort zu reagieren, sprach die WHO noch am 30. Januar nur von einer „Notlage für die öffentliche Gesundheit von internationaler Tragweite“ und am 28. Februar von einem „sehr hohen“ Risiko auf globaler Ebene, sich mit dem Coronavirus zu infizieren. Der aus Äthiopien stammende Generaldirektor der WHO, Tedros Adhanom Ghebreyesus, verkündete am 24. Februar und 2. März, es handele sich bisher um keine Pandemie, sondern lediglich um Epidemien in einzelnen Ländern. 

Für eine unkontrollierte weltweite Ausbreitung von SARS-CoV-2 lägen noch zu wenige Anzeichen vor – also solle man nicht unnötig Panik schüren. Letztlich kämen doch neun Zehntel aller Fälle aus China und 81 Prozent der übrigen aus gerade einmal vier Staaten. Am 9. März, als es bereits 100 000 Infizierte in über 100 Ländern gab, zögerte Ghebreyesus immer noch, die Corona-Epidemie zur Pandemie zu erklären, bezeichnete einen solchen Schritt nun aber zumindest als denkbar. Zwei Tage später führte dann kein Weg mehr daran vorbei. Am 13. März bezeichnete der Äthiopier Europa als „Epizentrum der Pandemie“, als ob diese ihren Ausgangspunkt nicht in China gehabt hätte.

Andererseits breitet sich die durch das Coronavirus verursachte Krankheit Covid-19 tatsächlich sehr schnell auf dem europäischen Kontinent aus, weil hier im Gegensatz zu vielen asiatischen Staaten zu spät und zu inkonsequent reagiert wurde. Schließlich nimmt die Zahl der Betroffenen bei einer Pandemie nicht linear, sondern exponentiell zu, wenn niemand gegensteuert. Bei Covid-19 steckt jeder Infizierte mindestens zwei weitere Personen an, steigt die Zahl der Erkrankten innerhalb von 16 Tagen um das Hundertfache.

Zwei Enden sind möglich

Bei Pandemien gibt es zwei mögliche Enden. Entweder wird die Zahl der Neuinfektionen durch äußerst rigide Hygiene- und Quarantäne-Maßnahmen nach unten gedrückt. Die andere Vorgehensweise besteht hingegen im Zulassen einer allmählichen „Durchseuchung“ der Bevölkerung. Wenn dann genügend Menschen nach überstandener Krankheit Antikörper gegen das Virus gebildet haben, läuft sich die Pandemie ebenfalls tot. Zuvor würden allerdings einige Millionen Infizierte sterben – so war es jedenfalls während der meisten früheren Pandemien.





Kurzporträts

Bei der Ausrufung der Corona-Pandemie ließ sich der seit 2017 amtierende Generaldirektor der WHO, Tedros Adhanom Ghebreyesus, sehr viel Zeit.

Der römische Kaiser Marcus Aurelius Antoninus war wahrscheinlich der erste Herrscher der Welt, welcher mit einer Pandemie konfrontiert wurde.

Justinian war seit knapp eineinhalb Jahrzehnten oströmischer Kaiser, als die nach ihm benannte Pest ausbrach, an der wohl auch er erkrankte. Er starb 565.