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27.03.20 / Thailand / Wenig Grund zur Hoffnung / Friedensgespräche zwischen Regierung und muslimischen Separatisten aus den Südprovinzen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 13 vom 27. März 2020

Thailand
Wenig Grund zur Hoffnung
Friedensgespräche zwischen Regierung und muslimischen Separatisten aus den Südprovinzen
Wolfgang Kaufmann

Derzeit finden in der malaysischen Hauptstadt Kuala Lumpur Gespräche zwischen Vertretern der thailändischen Regierung und Abgesandten der muslimisch-separatistischen Untergrundorganisationen statt, welche Narathiwat, Yala und Pattani seit 2004 terrorisieren. In jenen drei Südprovinzen Thailands an der Grenze zum mehrheitlich von Moslems bewohnten Malaysia stellen nicht, wie sonst in Thailand, die Buddhisten die Mehrheit, sondern ethnische Malaien, die dem sunnitischen Islam anhängen.

In zwei Dritteln der Provinzen beträgt der Bevölkerungsanteil der Malaien bis zu 80 Prozent. Sie empfinden wenig Sympathien für die Zentralregierung in Bangkok und die thailändische Monarchie. Deshalb streben sie bereits seit 1902 nach Autonomie oder gar Selbstständigkeit. Damals wurde das im rapiden Niedergang befindliche muslimische Sultanat Pattani von seinem thailändischen Nachbarn, der damals noch Siam hieß, annektiert. Die Folge waren permanent aufflammende kleinere Aufstände, die jedoch zunächst immer schnell wieder endeten.

Während der Regierungszeit von Premierminister Thaksin Shinawatra von 2001 bis 2006 sorgte wachsender Assimilationsdruck für eine Eskalation. Die Yawi sprechenden Muslime sträubten sich vor allem gegen die Einführung von Thai als Amts- und Schulsprache. Am 4. Januar 2004 verübten islamische Separatisten Terroranschläge auf 20 Schulen und attackierten mehrere Polizeiposten. Als Reaktion hierauf stürmten am 28. April 2004 Einheiten der Armee die Krue-Se-Moschee im Landkreis Mueang Pattani, in der sich 32 Terroristen verschanzt hatten, und töteten diese sowie einige Dutzend Sympathisanten. 

Seitdem tobt ein verbissener Kampf in den drei thailändischen Südprovinzen. Dieser kostete inzwischen 7000 Menschen das Leben. Die meisten waren buddhistische Zivilisten, die bei Bombenanschlägen starben. Gezielt attackieren die muslimischen Terroristen Schulen und Lehrer, die sie als Verkörperung der Zentralmacht betrachten. Infolgedessen flüchteten schon mehrere zehntausend Buddhisten aus ihrer angestammten Heimat.

Im Februar 2013 begannen schließlich erste Gespräche über eine Beilegung des Konflikts. Diese scheiterten jedoch daran, dass diverse Terrorgruppen ihre Interessen bei den Unterredungen unzureichend vertreten fühlten und deshalb aus deren Reihen am 1. Mai 2013 ein Angriff auf ein Restaurant in der Provinz Pattani stattfand, bei dem mehrere Gäste getötet wurden, darunter ein zweijähriges Kind. 

Zahlreiche weitere Mordaktionen folgten – die letzte am 6. November vergangenen Jahres. Zweieinhalb Monate später vereinbarten die islamischen Separatisten und die Führung in Bangkok, vertreten durch Anas Abdulrahman alias Hip­ni Mareh und General Wanlop Rugsanaoh, einen erneuten Dialog über die Beendigung des Konfliktes. 

Regierung fehlt ein Ansprechpartner

Es ist allerdings nicht zu erwarten, dass die mittlerweile stattfindenden Gespräche tatsächlich zu einer Lösung führen werden. Zwar sitzen nun auch Vertreter der größten muslimischen Terrororganisation Südthailands, der Barisan Revolusi Nasional Melayu Pattani (BRN), mit am Verhandlungstisch. Doch die Separatistenbewegung unter der Fahne des Islam ist extrem zersplittert. Neben der BRN gibt es rund ein Dutzend weitere Gruppierungen, die jeweils eigene Ziele verfolgen und in denen zudem nochmals unterschiedliche, teilweise auch miteinander zerstrittene Fraktionen existieren.

Einige dieser Organisationen wollen nur mehr Autonomie für die malaiischen Muslime innerhalb des buddhistischen Gesamtstaates, andere streben nach der kompletten Unabhängigkeit der drei Südprovinzen. Und manche träumen sogar von einem großen islamischen Staat namens Pattani Darussalam, der zusätzlich noch die Provinzen Perak und Kelantan im Norden Malaysias einschließt. 

Deshalb steht zu befürchten, dass letztlich wieder eine der Gruppierungen mit demonstrativer Brutalität losschlagen wird, um Friedensregelungen zu sabotieren, die nicht nach ihren Vorstellungen sind. So dürfte der Süden Thailands ein höchst unsicheres Pflaster bleiben.