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27.03.20 / Luftfahrtbranche / Corona setzt Fluglinien und Flugzeugbauern zu / Washington soll intervenieren und wird es wohl auch – Lage von Lufthansa und Airbus relativ komfortabel

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 13 vom 27. März 2020

Luftfahrtbranche
Corona setzt Fluglinien und Flugzeugbauern zu
Washington soll intervenieren und wird es wohl auch – Lage von Lufthansa und Airbus relativ komfortabel
Norman Hanert

Der Einbruch der Passagierzahlen als Folge der Corona-Krise hat die Luftfahrtbranche innerhalb kurzer Zeit in eine tiefe Krise gestürzt. Reisebeschränkungen und eine geringe Nachfrage nach Flugtickets haben den Luftverkehr weltweit fast zum Erliegen gebracht. Der Branchenverband IATA schätzt, dass der Nachfrageeinbruch die Fluglinien in diesem Jahr allein im Passagiergeschäft Erlöse von 63 bis 113 Milliarden US-Dollar kosten wird. Das australische Beratungsunternehmen „CAPA Centre for Aviation“ prognostiziert, dass weltweit ein großer Teil der Fluglinien bis Ende Mai in die Pleite rutscht, sollten keine Staatshilfen fließen. 

In der Lufthansa-Gruppe sind derzeit nur noch rund 60 Flugzeuge unterwegs, die restlichen 700 Flieger der Flotte bleiben am Boden. Trotz dieser Stilllegungen befindet sich Deutschlands größte Fluglinie im Vergleich zu vielen Konkurrenten noch in einer verhältnismäßig guten Position, denn mehr als 80 Prozent der Lufthansa-Flotte sind Eigentum des Unternehmens. In der Branche ist hingegen das Leasen von Maschinen weitverbreitet. Gerade solche Airlines befinden sich nun in einer besonders schwierigen Lage. Krisenbedingt brechen die Einnahmen weg, die weiterlaufenden Leasingkosten lassen schnell die finanziellen Reserven schrumpfen. 

Speziell die großen US-Fluggesellschaften trifft das Wegbrechen der Einnahmen in einer besonders misslichen Ausgangslage. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet, haben die großen Fluglinien in den Vereinigten Staaten in der Zeit von 2010 bis 2019 ihre verfügbare Liquidität fast vollständig für Aktienrückkäufe verwendet, um Kurspflege zu betreiben. In der aktuellen Situation hoffen die Unternehmen nun auf die Unterstützung des Staates. Allein die US-Fluglinien wollen Staatshilfen im Volumen von über 50 Milliarden US-Dollar beantragen. 

Auch Boeing hofft angesichts der Corona-Krise auf staatliche Hilfen. Der ohnehin angeschlagene Konzern hat nach eigenen Angaben seine Kreditlinie von 13,8 Milliarden Dollar vollständig ausgeschöpft. Angesichts der Corona-Krise fordert der Flugzeugbauer aus Seattle von der Regierung nun ein Rettungspaket in einer Größenordnung von mindestens 60 Milliarden Dollar für die Flugzeugindustrie.

Als Teil eines großen Konjunkturpakets hat die US-Regierung inzwischen beschlossen, Flugzeugbauern, Flughäfen und Fluggesellschaften in den USA mit insgesamt 50 Milliarden Dollar unter die Arme zu greifen. Bislang noch kein Rettungspaket benötigt offenbar der europäische Flugzeugbauer Airbus. Bei einem Krisentreffen mit dem Luftfahrtkoordinator der Bundesregierung sollen Manager des Unternehmens signalisiert haben, erst in einem „Worst-Case-Szenario“, also im schlimmsten Falle, auf Staatshilfen angewiesen zu sein.