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27.03.20 / Keine Flusskreuzfahrt nach Pommern / MS „Sans Souci“ – Premiere: ausgebremst vom Coronavirus

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 13 vom 27. März 2020

Keine Flusskreuzfahrt nach Pommern
MS „Sans Souci“ – Premiere: ausgebremst vom Coronavirus
Peer Schmidt-Walther

MS „Sans Souci“ musste auf dem langen Weg von der Saale nach Stralsund schon zum zweiten Mal in Magdeburg umkehren. „Ein Saisonstart für das Flusskreuzfahrtschiff, wie es ihn noch nie gab“, so Kapitän und Eigner Peter Grunewald. 

Mukrena, ein idyllisches Dörfchen an der Saale, aber Heimathafen des einzigen Flusskreuzfahrtschiffes von Sachsen-Anhalt. Während der Saison ist MS „Sans Souci“ häufigster Gast in Stralsund, wenn sie aus Berlin kommend über die Oder Häfen in Mecklenburg-Vorpommern ansteuert. Dann wird sie traditionell auch von den Tourismus-Studierenden der Hochschule Stralsund (HOST) während einer Fahrt von Lauterbach nach Stralsund genutzt. Informationen über maritimtouristische Möglichkeiten der Region stehen auf dem Programm.  Mit den zahlenden Gäste jedoch schippert das Schiff weiter nach Hiddensee, Rügen und zum Darß. Und dass dann noch zehn Mal bis in den Herbst hinein. Alles versehen mit großen Fragezeichen.

Behördlich festgesetzt

Steffen Klar, Sicherheitsbeauftragter der SWS Seehafen Stralsund GmbH, betont, „dass wir nach Bekanntwerden der Coronavirus-Verbreitung auf die Lage eingestellt sind“. Man habe allgemeine Schutzmaßnahmen wie zu Hause auch getroffen und Szenarien durchgespielt. Hygiene sei dabei für Mitarbeiter und Seeleute das A und O. Ansonsten sei das Gelände durch einen hohen Zaun gegen Eindringlinge von außen gut abgesichert. So verlangen es die internationalen Sicherheitsvorschriften.

Saisonstart ist traditionell Mitte März, bevor Kapitän und Eigner Peter Grunewald Berlin ansteuert. Ob er in dem Coronavirus eine Bedrohung für die geplanten Reisen sehe? „O ja“, meint er, „denn das Schiff kann als ´Massenveranstaltung` behördlich festgesetzt werden“, so Grunewald , „auch infolge einer Ausgangs- und Reisesperre“. Die erste Fahrt Oder aufwärts nach Breslau fällt wegen der polnischen Einreisesperre sowieso aus. „Dazu kommt für uns auch die Schließung des Schiffshebewerks Niederfinow bis voraussichtlich Mitte April“, ist der Kapitän verärgert, „zumal das neue schon längst fertige Hebewerk immer noch nicht eröffnet ist“. 

Im Herbst musste Grunewald sein Schiff in Schwedt schon mal drei Wochen an die Pfähle legen, weil die Schleuse Hohensaaten repariert wurde. Ansonsten gehe er davon aus, dass die Saison sehr spät anlaufen werde: „Ob sich der Virus bis dahin überhaupt verlaufen hat, steht in den Sternen“. Peter Grunewald und seine Crew machen sich berechtigte Sorgen, obwohl ihr Schiff „Ohne Sorgen“ heißt. Die meisten europäischen Kreuzfahrt-Reedereien haben ihren Betrieb vorläufig bis Mitte April eingestellt. Die Frage müsse man sich auch stellen, ob danach überhaupt noch Gäste an Bord kommen: „Die sind doch alle verunsichert“

Gedämpfte Stimmung beim Frühstück und die Kapitäns-Einsicht, dass auch kein „Plan B oder C“ helfen könne. Vor zwei Jahren hätte ihm die vereiste Saale beinahe einen kompletten Strich durch die Rechnung gemacht. Zweimal wollte er aufgeben, zumal die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung keinen Eisbrecher schicken konnte. Zu teuer, lohne sich nicht, so die staatliche Absage damals. Doch Peter Grunewald wollte es wissen und kämpfte sich durch. 

Vorräte verschenkt

Von „Kampfstimmung“ heute keine Spur mehr an Bord, eher Resignation oder auch Galgenhumor: „Dann bleiben wir eben in Mukrena statt zu fahren – pflegen uns und unser Schiff, ist doch auch ganz schön!“ Dass er im Heimathafen zu Hause schlafen könne, stimme ihn nicht gerade euphorisch. Er sehe rote Zahlen vor seinem geistigen Auge und hoffe auf Schadensersatz durch seine Versicherung, „und das könnte wieder ein langer, harter Kampf werden“, weiß er aus leidvoller Erfahrung. Ein mitfahrender Arzt rät ihm, erst einmal weitere Spender zum Desinfizieren der Hände anzuschaffen und überall auf seine häufige Benutzung hinzuweisen. „Mehr kann man hier im Moment  nicht tun“, sagt er. Allerdings müssen Vorräte entsorgen werden, die nicht länger aufbewahrt werden können. So werden sie einfach an Bekannte und Verwandte verschenkt. Als jemand Äpfel aus Südtirol entdeckt, meint er nur: „Vielleicht sind die ja infiziert“ und lässt sie liegen.  

Info Das Schiff MS SANS SOUCI: – Baujahr 2000 in Nijmwegen/Niederlande; 2007/08 modernisiert; Länge: 82 m; Breite: 9,50 m; Tiefgang: 1,30 m; Vermessung: 1000 Tonnen; Antrieb: 2 x 600 PS; 41 Kabinen; Lift zwiyschen Haupt- und Panoramadeck; 1 Restaurnat (1 Essenszeit); 1 großes Sonnendeck; Bibliothek, Boutique; Heimathafen: Peissen/Saale; Flagge: deutsch.                    www.ms-sanssouci.de