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27.03.20 / Für Sie gelesen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 13 vom 27. März 2020

Für Sie gelesen

Klagelied eines Publizisten

Vor nunmehr drei Jahrzehnten kollabierten die kommunistischen Regimes in Mittel- und Osteuropa. Danach kam es in den Ländern hinter dem vormaligen „Eisernen Vorhang“ zu dramatischen politischen, wirtschaftlichen und sozialen Umbrüchen. 

Diese Transformationen schildert der langjährige Korrespondent von ARD und „Handelsblatt“ in Budapest und Warschau, Reinhold Vetter, nun in seinem Buch „Der Preis des Wandels“. Dabei lautet der Grundtenor: „So manche Hoffnung von 1989 blieb unerfüllt.“ Das gilt allerdings wohl eher für den Autor selbst, der sich an dem angeblichen Nationalismus beziehungsweise Populismus der Mitel- und Osteuropäer, den von diesen errichteten neuen Grenzzäunen sowie dem Siegeszug der liberalen Marktwirtschaft stört. Ganz besonders schießt Vetter dabei gegen Polen, Ungarn und Rumänien, wo er den „Aufbau eines starken zentralisierten Staates mit autoritären Zügen“ voranschreiten sieht.

Das Buch ist definitiv keine objektiv geschriebene „Geschichte des europäischen Ostens seit 1989“, wie der Untertitel verspricht. Vielmehr stellt es das elaborierte Klagelied eines deutschen Publizisten dar, dem gegen den Strich geht, dass die vom Joch des Sozialismus erlösten Völker unseres Kontinents wenig Bereitschaft zeigen, nach der Pfeife von EU-Bürokraten und Links-Ideologen im Westen Europas zu tanzen.Wolfgang Kaufmann

Reinhold Vetter: „Der Preis des Wandels. Geschichte des europäischen Ostens seit 1989“, Herder Verlag, Freiburg im Breisgau 2019, gebunden, 336 Seiten, 24 Euro





Eine Utopie vor dem Ende

Andrej Platonows letzter Roman „Die glückliche Moskwa“ wurde erst Anfang der 90er Jahre veröffentlicht. Der Suhrkamp Verlag hat ihn neben den bekanntesten Romanen des Klassikers „Die Baugrube“ und „Tschewengur“ neu aufgelegt. In dem nur als Fragment erhaltenen Roman – der zweite Teil wurde dem Autor bei einer Bahnfahrt gestohlen – geht es um eine junge Frau, die Mitte der 30er Jahre in die russische Hauptstadt kommt, um dort ihr Glück zu suchen. Zunächst läuft auch alles nach Plan. Sie wird eine erfolgreiche Fallschirmspringerin, als prachtvolles und starkes Geschöpf beschrieben, das alle mögen. Als sie sich freiwillig an der Arbeit zum Metrobau beteiligt, stürzt sie in eine Baugrube und verliert ein Bein. Doch weder ihrer Schönheit noch ihrer positiven Einstellung tut das Abbruch. 

In fröhlich-sarkastischem Stil geschrieben, trägt der Roman Züge, die den Untergang der Menschheitsutopie des stalinistischen Kommunismus symbolisieren. Platonow, der in den 1920er Jahren noch selbst Anhänger des Kommunismus war, geriet als Kriegskorrespondent und Offizier der Roten Armee im Zweiten Weltkrieg mehr und mehr in Widerspruch zur sowjetischen Ideologie. Leider lässt Platonows Spätwerk den avantgardistischen Stil seiner Hauptwerke vermissen. MRK

Andrej Platonow: „Die glückliche Moskwa“,. Roman, Suhrkamp Verlag, Berlin 2019, gebunden, 221 Seiten, 24 Euro