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03.04.20 / Krisen-Management / Lob für Merkel, Tadel für Trump? / Während deutsche Medien die eigene Regierung für deren Agieren in der Krise loben, kritisieren sie den US-Präsidenten scharf. Zu beidem besteht kein Anlass

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 14 vom 03. April 2020

Krisen-Management
Lob für Merkel, Tadel für Trump?
Während deutsche Medien die eigene Regierung für deren Agieren in der Krise loben, kritisieren sie den US-Präsidenten scharf. Zu beidem besteht kein Anlass
Hans Heckel

Den Parteien der Großen Koalition wächst in der Corona-Krise viel Vertrauen zu, das sie in den Jahren eines scheinbar unaufhaltbaren Niedergangs zuvor verloren hatten. Die Union hat sich in Umfragen zu ihrem Ergebnis bei der Bundestagswahl von 2017 zurückgearbeitet, die Sozialdemokraten kommen zumindest ein wenig aus dem Tal heraus.

Es ist unübersehbar: Die Deutschen sind in ihrer Mehrheit mit dem Krisenmanagement des Kabinetts Merkel zufrieden. Allerdings bleibt fraglich, inwieweit dieses Vertrauen auf dem tatsächlichen Handeln der Regierung fußt – oder ob es nicht vor allem von ganz anderen Faktoren gestützt wird.

In Krisenzeiten neigen die Menschen – und die Deutschen zumal – dazu, sich um ihre Regierung zu scharen. Opposition wirkt auf viele in solch schweren Tagen fast wie Verrat. Zum Zweiten stehen die dominierenden deutschen Medien fast geschlossen hinter der politischen Führung des Landes. Während etwa in den USA und Großbritannien kontrovers über die Krisenbewältigungsstrategie der Regierungen gestritten wird, scheint sich der Großteil der deutschen Medien auf einen Burgfrieden verständigt zu haben.

Bemerkenswert ist jedoch, dass deutsche Medien mit aller Schärfe in die Kritik an den Regierungen in London und erst recht in Washington einstimmen und dabei Maßnahmen in aller Schärfe kritisieren, die sie, sobald Berlin das Gleiche tut, als besonnen und notwendig loben. Erinnert sei an die Grenzschließung von US-Präsident Trump, die diesseits des Atlantiks scharf verurteilt wurde. Als die Regierung Merkel kurz darauf das Gleiche tat, erntete sie Lob.

Am durchschaubarsten ist der Vorwurf an Trump, zu spät und zu zögerlich gehandelt und die Gefahr unterschätzt zu haben. Es ist erst Wochen her, da wollte auch Bundesgesundheitsminister Spahn nichts wissen von einer besonderen Gefahr für Deutschland durch das Corona-Virus. Doch dies bleibt unkritisiert. Als Kanzlerin Merkel nach wochenlangem Schweigen am 27. Februar endlich einen Krisenstab einberief, hatte Trump diesen Schritt bereits vier Wochen hinter sich.

Nun kommt auch noch ans Licht, dass die Bundesregierung schon vor mehr als sieben Jahren vom Bundesnachrichtendienst auf das Corona-Szenario vorbereitet wurde durch verblüffend detaillierte Warnungen (siehe Seite 12). Doch diese Warnungen führten, wie sich heute schmerzlich zeigt, zu keinerlei verstärkter Krisenvorsorge.