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03.04.20 / Berliner Flughäfen / SPD-Politiker wollen Tegel wegen Corona schließen / Ende eigentlich erst nach Indienstnahme von BER geplant – Nun preschen Parlamentarier vor

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 14 vom 03. April 2020

Berliner Flughäfen
SPD-Politiker wollen Tegel wegen Corona schließen
Ende eigentlich erst nach Indienstnahme von BER geplant – Nun preschen Parlamentarier vor
Frank Bücker

Flughafenkritiker in der Berliner SPD wollen die Corona-Krise dazu benutzen, den Flughafen Berlin-Tegel vorzeitig zu schließen. Wegen der Seuchengefahr ist der Flugbetrieb der beiden Berliner Flughäfen derzeit um 90 Prozent eingebrochen. Für 2200 Mitarbeiter ist beim zuständigen Arbeitsamt die Gewährung von Kurzarbeitergeld beantragt worden. Es sollen Entlassungen vermieden werden. 

2200 Mitarbeiter in Kurzarbeit

Zwei Berliner SPD-Abgeordnete wollen nun die Gelegenheit nutzen, den Flughafen Tegel endgültig zu schließen. Dies ist eigentlich erst für den Zeitpunkt vorgesehen, wenn der neue Flughafen BER tatsächlich eröffnet werden sollte. Der SPD-Parlamentarier Daniel Buchholz will von dem Plan nun abweichen: „Kräfte in Schönefeld bündeln, Geld sparen“ lautet seine Devise, denn, so meint Buchholz: „Jetzt ist der genau richtige Zeitpunkt.“ 

Auch der Reinickendorfer Abgeordnete Jörg Stroedter glaubt dies, versucht aber zu differenzieren: Die Idee der vorzeitigen Tegel-Schließung finde er gut. „Dies allerdings mit einer Einschränkung: Die Passagierströme müssten in Schönefeld-Alt so entzerrt werden, dass sich infizierte Reisende nicht gegenseitig anstecken. Das ist ja im Moment das von ankommenden Passagieren heftig beklagte Problem in Tegel: In überfüllten Bussen werden die Ankommenden in das ,Großraumbüro‘ Terminal C gefahren, wo sich wirklich alle auf der Pelle hocken. Am Terminal A hingegen könnte man die Reiseströme wegen der verschiedenen Fingerdocks leicht entzerren“, schränkt Stroedter ein. 

Die SPD scheint hier aber – abgesehen davon, dass dem ein erfolgreiches Bürgerbegehren „Pro Tegel“ entgegen steht – die Rechnung ohne den Wirt gemacht zu haben, und der heißt Bundesregierung. Der Bund ist nämlich Miteigentümer des Flughafens Tegel, er ist damit auch im Aufsichtsrat vertreten. Die Bundeswehr aber will Tegel weiternutzen, sogar bis 2029. Aus der Truppe heißt es unmissverständlich, es gebe „keine geeignete Infrastruktur am BER für die drei mittelschweren Hubschrauber“.

Bundeswehr: Tegel unverzichtbar

So dürfte es nicht einmal mit der vom Senat beabsichtigten Schließung von Tegel nach der Inbetriebnahme von BER etwas werden. Und was sagt die SPD-geführte Landesregierung von Brandenburg? Regierungssprecher Florian Engels: „Aktuell steht das für die Landesregierung Brandenburg nicht auf der Tagesordnung. Die weitere Entwicklung muss abgewartet werden.“ Auch die Bundesregierung äußert Bedenken gegen die Gedankenspiele in der Berliner Landespolitik hinsichtlich einer Schließung von Tegel. „Im Verkehrsministerium gibt es starke Vorbehalte gegen eine vorübergehende Schließung des Flughafens Tegel“, erfuhr die Deutsche Presseagentur aus Regierungskreisen. 

Das alles wussten sicherlich auch Stroedter und Buchholz, als sie sich mit ihren Ansichten an die Öffentlichkeit wandten. Sie müssten eigentlich geahnt haben, dass ihr Vorbringen aussichtslos ist.