23.04.2024

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03.04.20 / Betrachtungen / Man nimmt es hin in Zeiten von Corona

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 14 vom 03. April 2020

Betrachtungen
Man nimmt es hin in Zeiten von Corona
Erik Lommatzsch

Das Bemerkenswerte an der „Corona-Krise“ ist, wie nahezu widerspruchsfrei sich die Bevölkerung mit neuen „Normalitäten“ abfindet. Mit Auswüchsen, obrigkeitsstaatlichen Anmaßungen oder, im harmloseren Fall, unsäglichen Peinlichkeiten.

Zumindest Zeuge von Diskussionen mit Kassiererinnen über die erlaubte Anzahl von Toilettenpapierpackungen sind inzwischen die meisten geworden. Kunden werden kreativ, etwa: „Das sind verschiedene Marken, da darf ich die doppelte Menge nehmen!“ Um auf die Absurdität der Dinge aufmerksam zu werden, bedarf es inzwischen ausgefallenerer Vorgänge, wie etwa der Meldung, eine Frau in Bergneustadt habe sich auf das Kassenband gesetzt, bis die Polizei sie weggetragen habe – ihr war der Kauf der gewünschten Toilettenpapiermenge verwehrt worden. 

Auch Politikerdümmlichkeiten werden im Zusammenhang mit dem neuerdings so begehrten Produkt geäußert und – schlimmer noch – von der Presse gefeiert. So präsentierte die „Bild“-Zeitung als „Zitat des Tages“ die Worte des brandenburgischen Landesvaters Dietmar Woidke: „Nicht einer alleine von uns kommt gut durch die Krise, weil er zuhause 100 Rollen Klopapier gehortet hat, sondern wir schaffen’s alle nur gemeinsam.“ Dieselbe Zeitung war es auch, die verkündete: „Corona-Krise trifft die Bauern. Syrische Flüchtlinge: ‚Wir sind bereit, die Ernte zu retten!‘“

Anderes hingegen ist jedoch deutlich jenseits des Bereichs der mitunter unterhaltsamen Realsatire angesiedelt. Wie angemessen ist es, polizeilich kontrollieren zu lassen, ob sich das Volk gehorsam ausschließlich in Zweiergruppen zusammenfindet, sofern die Beteiligten nicht unter eine der wenigen Ausnahmeklauseln fallen, und das Ganze bei Verstoß handfest zu ahnden? 

Stört es niemanden, dass die Stadt Dresden mitteilt, zum „Vorliegen triftiger Gründe“, welche Zuwiderhandlungen gegen die „Ausgangssperre“ rechtfertigten, zähle die „Abwendung einer unmittelbaren Gefahr für Leib, Leben und Eigentum“? Die Obrigkeit gestattet also ausdrücklich das Verlassen des Hauses im Brandfall. 

Generös gibt sich auch Ministerpräsidentin Manuela Schwesig: „Eltern mit drei Kindern können natürlich weiterhin noch zu fünft nach draußen gehen.“

Völlig verloren gegangen sind die Maßstäbe bei Vizekanzler und Finanzminister Olaf Scholz: „Es geht um Leben und Tod für uns alle!“ Nein, bei „Corona“ handelt es sich nicht um die Pest. Verlautbarungen wie die von Scholz zeugen nicht von Engagement, sondern von Inkompetenz. Von derartigen Amtsträgern sind in einer nicht zuletzt selbst verursachten Krise, die durch verbalen Unfug noch verstärkt wird, kaum umsichtige Entscheidungen im Sinne der gesamten Bevölkerung zu erwarten. 

Nur ein trauriges Beispiel für den Abschätzungshorizont der Regierenden, das den sich allerorten ausbreitenden blinden Aktionismus offenbar werden lässt, sei genannt. Es handelt sich um die Regelung, Betroffene der „Corona-Krise“ könnten Mietzahlungen für die nächsten Monate aussetzen. Für die Entscheidungsträger völlig überraschend, schicken sich nun auch große Unternehmen wie „Deichmann“ oder „H&M“ an, für ihre Ladengeschäfte davon Gebrauch zu machen. In ihrer Hilflosigkeit nennt die Bundesjustizministerin so etwas „unanständig“ und „nicht akzeptabel“ – mehr ist nicht zu machen, nachdem das Ganze bar jeder Überlegung einmal in Gang gesetzt wurde. 

Wann werden die das Alltagsleben schwer einschränkenden „Maßnahmen“ gestoppt? Nahezu allerorten wird davon ausgegangen, dass die unterbrochenen Abläufe dann nahtlos fortgesetzt werden. Befürchtungen, Beschränkungen würden teilweise in Kraft bleiben, erhalten Nahrung, wenn etwa der einflussreiche „Klimaschützer“ Hans Joachim Schellnhuber meint, auch für seine Sache würde die Bevölkerung künftig „Zumutungen“ in Kauf nehmen (siehe Meldung Seite 4). Der Versandriese Amazon nutzt die Situation derweil, um den lahmenden, für ihn aber gewinnträchtigen E-Book-Absatz voranzutreiben, gedruckte Bücher werden gegenwärtig nur nach langer Wartezeit geliefert. 

„Corona“ hat noch ganz andere Dimensionen: Mehr als erschreckend ist es, dass kein namhafter Kirchenvertreter seine Stimme gegen das staatliche Gottesdienstverbot – ein welthistorisch in dieser Form nie dagewesener Vorgang – erhoben hat. Die Geistlichkeit nimmt es hin – wie die Tatsache, dass Toilettenpapier Mangelware geworden ist.