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03.04.20 / Armin Mohler / Für die Rechte, mit Ernst Jünger und gegen den Zeitgeist / Die „Konservative Revolution“ war eines der bestimmenden Themen seines Lebens. Er gilt als Vordenker der Rechten in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 14 vom 03. April 2020

Armin Mohler
Für die Rechte, mit Ernst Jünger und gegen den Zeitgeist
Die „Konservative Revolution“ war eines der bestimmenden Themen seines Lebens. Er gilt als Vordenker der Rechten in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts
Erik Lommatzsch

Auch denen, die auf seiner Seite standen, hat es Armin Mohler nie leicht gemacht. Vor allem im fortgeschrittenen Alter platzierte der Intellektuelle Stellungnamen, die viele Konservative, die ihn in ihrem Lager zu verorten suchten, Abstand nehmen ließ. Auf die Frage, ob er Adolf Hitler noch immer bewundere, antwortete er, dieser habe „immerhin eine richtige Führung geschaffen. Die Kader, die er heranzog, hatten Stil.“ Faschismus sei für ihn, so Mohler 1995, „wenn enttäuschte Sozialisten und enttäuschte Liberale sich zu etwas Neuem zusammenfinden. Daraus entsteht, was man Konservative Revolution nennt.“ Der „Konservativen Revolution“ war bereits seine 1950 erschienene Dissertation gewidmet, die inzwischen zum mehrfach überarbeiteten Standardwerk avanciert ist. Den auf den ersten Blick paradoxen Begriff wusste er hier differenzierter zu umreißen.

„Was die Deutschen fürchten“

Geboren wurde Mohler am 12. April 1920 in Basel. Die Schweizer Staatsbürgerschaft behielt er bei, obwohl er den größten Teil seines Lebens in Deutschland verbrachte. In der Jugend zur äußeren Linken tendierend, nahm er 1938 in seiner Heimatstadt das Studium der Kunstgeschichte auf. Infolge einer radikalen Umkehr seines Denkens ging er Anfang 1942 ins Reich, mit dem Ziel, in den Reihen der Waffen-SS am Feldzug gegen die Sowjetunion teilzunehmen. Dazu kam es nicht. Er studierte kurzeitig in Berlin, nach der Rückkehr in die Schweiz wurde er unter anderem wegen „illegalen Grenzübertritts“ und „Dienstversäumnis“ zu einem halben Jahr Festungshaft verurteilt. Nach der Fortsetzung seines Studiums, nun mit dem Schwerpunkt Philosophie, wurde er in Basel bei Herman Schmalenbach und Karl Jaspers promoviert. 

So ganz wohl war Letzterem bei der Ausrichtung der Studie „Die Konservative Revolution in Deutschland 1918–1932“ wohl nicht. Gegenüber Mohler äußerte er nämlich, „wir Philosophen sind nun einmal so: wir züchten unsere Schlangen an unserer eigenen Brust.“ Mit Mohlers Doktorarbeit fand der Begriff „Konservative Revolution“ eine feste Verankerung im Diskurs. „Konservative Revolution“ war für Mohler die Sammelbezeichnung für die „Völkischen“, die „Jungkonservativen“, die „Nationalrevolutionäre“, die „Bündischen“ und die „Landvolkbewegung“ oder – um es mit dem Historiker Karlheinz Weißmann zu sagen – die nicht-nationalsozialistische Rechte. „Er glaubte, daß diese Gruppe geeint werde durch eine gemeinsame Mentalität: den Kampf gegen die Dekadenz des liberalen Systems und die universalisierenden Tendenzen der Moderne, zu deren Ursachen er auch das Christentum zählte.“ Mohlers Kritik am Christentum wurde aus dem konservativen Lager mehrfach zurückgewiesen. 

Nach 1945 war er bestrebt, die Ideen der „Konservativen Revolution“ – den Gegebenheiten der Zeit angepasst – zu „rehabilitieren“, so Weißmann. Er habe die Absicht verfolgt, „den geschlagenen Deutschen ihren Selbstbehauptungswillen zurückzugeben“, und „nach Konzepten für eine moderne rechte Intelligenz jenseits der tolerierten Form des Kulturkonservatismus“ gesucht.

Geprägt war Mohler unter anderem durch Oswald Spengler, Carl Schmitt und Ernst Jünger. Von Schmitt übernahm er die Freund-Feind-Unterscheidung. Bei Jünger arbeitete er zwischen 1949 und 1953 als Sekretär. Wenig angetan zeigte er sich davon, dass der von ihm bewunderte Schriftsteller von seinen früheren nationalrevolutionären Positionen abrückte und ältere Werke entsprechend überarbeitete. 

1953 ging Mohler als Korrespondent für die Schweizer Zeitung „Die Tat“ nach Paris. Ebenso schrieb er für „DIE ZEIT“ und die auflagenstarke Wochenzeitung „Christ und Welt“. Später wirkte er als Geschäftsführer der Carl Friedrich von Siemens Stiftung in München. Er konnte sich in Innsbruck habilitieren, eine Professur blieb ihm allerdings versagt.

Mohler publizierte umfangreich. So erschien etwa 1965 „Was die Deutschen fürchten. Angst vor der Politik – Angst vor der Geschichte – Angst vor der Macht“ oder 1968 „Vergangenheitsbewältigung. Von der Läuterung zur Manipulation“. Diese Thematik beschäftigte ihn nahezu durchgängig, 1989 veröffentliche er „Der Nasenring. Im Dickicht der Vergangenheitsbewältigung“.

Dem Zeitgeist stellte er sich stets vehement entgegen. Anlässlich seines 80. Geburtstages resümierte die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“, der seinerzeitige „Aufstand der Studenten mündete in den Antifaschismus der Nachgeborenen, als deren Zielscheibe sich Mohler auf ideale Weise anbot“.

In Frankreich sah Mohler das Vorbild für ein auch für Deutschland erstrebenswertes Nationalgefühl, Person und Politik des Staatspräsidenten Charles de Gaulle galten ihm als Orientierungspunkt. Die „Nouvelle Droite“ (Neue Rechte) bot ihm zahlreiche Ansätze, die seine eigenen Positionen widerspiegelten.

„Der Nasenring“

Bezüglich des politischen Gegners äußerte er: „Jeder Staat braucht Linke. Er braucht sie nicht allein als Stachel, der ihn hindert, in Sattheit zu versinken. Er braucht sie vor allem, damit immer wieder neue Kräfte in die Führungspositionen aufsteigen.“ Dieser Funktion wurde die Linke der Bundesrepublik nach Mohlers Auffassung jedoch nicht gerecht. 

In den 1950er Jahren war die „Deutsche Partei“ bestrebt, ihn für sich zu gewinnen. Später arbeitete er für Franz Josef Strauß und die CSU, in den 1980er Jahren fühlte er sich den „Republikanern“ verbunden. Spürbar Einfluss nehmen konnte er nur sehr bedingt.

Abseits der Politik und der politischen Publizistik widmete er sich Beiträgen über Literaten und Kunstgeschichte. Er zählt zu den Autoren von „Kindlers Malerei Lexikon“. Besondere Vorlieben hegte er für einige Vertreter der Moderne, etwa Frida Kahlo, Diego Rivera oder Edward Hopper. 

Mohlers spätere Bewegung in Richtung extremer Ansichten und seine sich immer weiter verfestigende Frontstellung gegen die Liberalen dürften eine Erklärung vor allem in einer Reihe von Enttäuschungen und massiven, jahrzehntelangen Angriffen auf ihn finden. Allerdings wusste er auch selbst auszuteilen. Der Literaturwissenschaftler Gunther Nickel urteilte, Mohler sei „ein intellektueller Husar, der sich nur im Kampf richtig wohl fühlt.“ Am 4. Juli 2003 ist er in München gestorben.