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03.04.20 / „Goya“-Katastrophe / Zirka 7200 Tote durch zwei Torpedos

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 14 vom 03. April 2020

„Goya“-Katastrophe
Zirka 7200 Tote durch zwei Torpedos
Manuel Ruoff

Vor 75 Jahren wurde für die Flucht über die Ostsee fast alles mobilisiert, was schwimmen konnte. Dazu gehörte auch die „Goya“, obwohl es sich dabei um ein Frachtschiff handelte. Das Schiff war relativ neu. Vor acht Jahrzehnten, am 4. April 1940, wurde das in Oslo gebaute und nach dem spanischen Maler Francisco de Goya benannte Schiff in Dienst gestellt. Nach Verwendungen als Truppentransporter und Zielschiff war es schließlich Bestandteil der Evakuierungsflotte geworden. Die ersten vier Evakuierungsfahrten der „Goya“ verliefen erfolgreich. 19 785 Personen konnten dabei in den Westen gebracht werden. 

Dann kam am 16. April 1945 die fünfte Fahrt. Über 7000 Personen waren diesmal an Bord, Verwundete, Angehörige des Panzerregiments 35 und aus Ostdeutschland flüchtende Zivilisten. Bereits vor dem Lichten der Anker wurde das vor der Halbinsel Hela liegende Schiff Opfer alliierter Angriffe. Eine das Oberdeck durchschlagende Fliegerbombe zerstörte den Mineneigenschutz und das U-Boot-Ortungsgerät. Das immerhin 18 Knoten schnelle Schiff musste sich einem Konvoi anschließen, dessen langsamster Teil, der nur neun Knoten schnelle Dampfer „Kronfels“, das Tempo vorgab. 

Gegen 19 Uhr setzte sich der Konvoi in Bewegung und lief dem sowjetischen U-Boot L-3 in die Arme. Unweit der Stelle, an der wenige Monate zuvor S-13 die „Wilhelm Gustloff“ versenkt hatte, wartete nun Kapitän Wladimir Konowalow mit seinem U-Boot auf von Hela kommende Beute. Kurz vor Mitternacht war es so weit. Er pickte sich aus dem Konvoi das größte Schiff heraus. Das war die „Goya“. Vier Torpedos feuerte er auf das Schiff. Da war es acht Minuten vor Mitternacht.

Ein Torpedo traf das Vorschiff, ein zweiter mittschiffs. Der Kiel war gebrochen, die Bordwand mit riesigen Löchern versehen. Als für zivile Zwecke gebautes Schiff verfügte die „Goya“ über keinerlei entsprechende bauliche Sicherheitsmaßnahmen. Der Frachter bekam binnen Sekunden Schlagseite nach Steuerbord und versank in nur sieben Minuten in der nur drei Grad warmen Ostsee.

Die Einen wurden direkt durch die Torpedos getötet, andere ertranken im durch die Löcher in den Bordwänden hereinschießenden Wasser. Doch selbst die, die es aus dem Inneren an Deck schafften und nicht mit dem untergehenden Schiff in die Tiefe gerissen wurden, überlebten das Unglück in der Regel nicht. Nur ein Rettungsboot konnte ins Wasser gelassen werden, und das kenterte wegen Überlast. Angesichts der Wassertemperatur hatte nur der eine Chance, der sich aus dem kühlen Nass auf eine schwimmende Kiste, eine Planke oder eines der wenigen Rettungsflöße retten konnte. Weniger als 180 Schiffbrüchige wurden schließlich durch andere Schiffe des Konvois gerettet, die anderen schätzungsweise 7200 überlebten die letzte Fahrt der „Goya“ nicht.