26.04.2024

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03.04.20 / Norwegen / Als die Alliierten zu spät kamen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 14 vom 03. April 2020

Norwegen
Als die Alliierten zu spät kamen
Wolfgang Kaufmann

Ab Ende 1939 planten Großbritannien und Frankreich, in Skandinavien eine zweite Front gegen Deutschland zu eröffnen – und zwar unter Verletzung der Neutralität Norwegens und Schwedens. Jedoch wurden die Vorbereitungen für die Operationen Avonmouth, Plymouth und Stratford allesamt wieder gestoppt, vor allem wegen des zu erwartenden Widerstands der Regierungen in Oslo und Stockholm. 

Einen neuen Versuch stellte der Plan R 4 dar. Nun wollten die Alliierten versuchen, Deutschland zum Angriff auf Norwegen zu provozieren, um hernach als scheinbare Verteidiger der norwegischen Neutralität aufzutreten. Dazu sollte die Royal Navy im Rahmen der Operation Wilfred Seeminen in den norwegischen Küstengewässern platzieren, die von deutschen Erzfrachtern befahren wurden. Der diesbezügliche Beschluss des Kabinetts in London erging am 3. April 1940.

Drei Tage später stachen die Minenleger unter dem Schutz zahlreicher schwerer Einheiten in See. Am 8. April trafen die britischen Schiffe auf die deutschen Marineverbände, die am Vortag zum Unternehmen Weserübung, der präventiven Besetzung Dänemarks und Norwegens, ausgelaufen waren. Dabei ging der britische Zerstörer „Glowworm“ verloren. Dergestalt alarmiert beschloss London, seine Landungstruppen, die sich bereits an Bord diverser Kreuzer in Rosyth und am 

Clyde befanden, wieder auszuschiffen. Anschließend eilten alle verfügbaren britischen Kriegsschiffe nach Osten, um die deutschen Absichten zu durchkreuzen. Aber dazu war es bereits zu spät.

Am Morgen des 9. April 1940 landete die Kriegsmarine größere Truppenverbände in Norwegen an, darunter Teile der 69. und der 163. Infanterie-Division sowie der 3. Gebirgs-Division. Daraufhin entsandten die Westalliierten dann doch die für die Annexion des skandinavischen Landes bereitgestellten Heereseinheiten nach Harstad, Namsos und Andalsnes, um die Norweger zu unterstützen. Das führte zu teilweise erbitterten Kämpfen, bei denen die britisch-französischen Kontingente schließlich unterlagen und evakuiert werden mussten. Danach blieb Norwegen keine andere Wahl, als am 10. Juni 1940 zu kapitulieren.

Das vielleicht bekannteste Opfer des alliierten Zuspätkommens war der britische Premier Neville Chamberlain. Er überlebte das Zuvorkommen der Deutschen bei der Besetzung Norwegens politisch nicht. Nach scharfer Kritik während der sogenannten Norwegendebatte im Unterhaus räumte er am 10. Mai 1940 Winston Churchill das Feld.