26.04.2024

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03.04.20 / Brauchtum / Pfeifchen schnitzen und Gründonnerstagskringel backen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 14 vom 03. April 2020

Brauchtum
Pfeifchen schnitzen und Gründonnerstagskringel backen

So war es in Pommern –

Mit Palmsonntag beginnt die stille Zeit der Karwoche. Dieser Sonntag erinnert an das Wedeln mit Palmzweigen beim Einzug Jesu in Jerusalem. Im protestantischen Pommern ersetzten die Kätzchen der Salweide oder auch Birkenzweige die Palmwedel.

Über der Palmwoche und Ostern schwebte stets ein Hauch von Frühling, von Fröhlichkeit und Festlichkeit.

Wenn also in dieser Zeit die linden Lüfte wehten, pflegte mein Vater am Wochenende zu sagen: „Mal sehen, ob schon die Pfeifchen an den Bäumen wachsen?“

Er zog mit seinen Kindern, es muss wohl im Jahr 1939 das letzte Mal gewesen sein, ins Grüne, um mit ihnen wieder zum großen Jungen zu werden. Plattdeutsch konnte er auch sprechen und brachte uns einen Spruch aus seiner Kinderzeit bei:

„Roer, roer Piepke,

mok mi n‘ Piepke,

mi eint, die eint,

annert Lüre jo keint.“

Dazu mussten wir klatschen. Vorsichtig klopfte er mit seinem geschlossenen Taschenmesser die Rinde von einem Weidenzweig. Auf seinem fertig geschnitzten Pfeifchen blies er dann eine Melodie, die sich wie „Hänschen klein“ anhörte.

Anleitung zum Pfeifchen schnitzen


Zuerst wird die Rindenschale eines Weidenzweiges mit dem Taschenmesser abgeklopft. Es entsteht eine Rindenhülse. Vom inneren Holz ein Stückchen abschneiden und etwas abflachen. In die Rindenhülse vorsichtig ein Flötenloch kerben. Das abgeflachte Holzstück in die Rindenhülse als Mundstück stecken. Das Pfeifchen ist nun fertig. Steckt das innere Stückchen tief in der Hülse, werden die Töne hell. Je weiter man es herauszieht, umso tiefer werden die Töne.

Einen weiteren Vers zum Pfeifchen schnitzen fand ich in einem Reprint einer Königsberger Heimatfibel.


Piepke, Piepke gerond mi doch,

denn warscht du ok nich plinse.

wenn du mi got geroade warscht,

denn back ök di ok Flinse.

Für den, der nun für seine Enkelschar Pfeifchen schnitzen möchte, kommt diese Zeichnung zum Abschluss.

Nicht ärgern, wenn das Pfeifchen nur eine Tröte wird.

                                  Brigitte Klesczewski  


Gründonnerstagskringel

Die Kringel – kleine oder auch ein paar Pfund schwere – wurden in Ostdeutschland traditionsgemäß am Donnerstag vor Ostern gebacken. 

Wie bei allen Spezialitäten gibt es auch bei diesem Hefegebäck verschiedene Varianten, die sich nach den örtlichen Gepflogenheiten richten oder als Familienrezept an die nachfolgenden Generationen weiter gegeben wurden. Nach diesem Rezept haben schon unsere Urgroßmütter die Kringel gebacken. 

Man nehme: 500 Gramm Mehl, 40 Gramm Hefe, zwei Eier, 125 ml Milch, 250 Gramm Butter, 150 Gramm Zucker, 300 Gramm Sultaninen, 125 Gramm Mandeln, Zitrone und ein Ei zum Bestreichen. 

Und so wird’s gemacht: Aus etwas Mehl, Hefe und Milch ein Hefestück ansetzen und gehen lassen. Mehl mit Eiern, Zucker, einer Prise Salz und der restlichen Milch gut verkneten, mit dem Hefestück mischen und die abgeriebene Zitronenschale zugeben. Den sehr festen Teig noch einmal gehen lassen, ausrollen, eine Hälfte mit recht kalten Butterscheiben belegen, zusammenklappen. Wieder ausrollen und erneut mit Butter belegen, insgesamt dreimal. Den ausgerollten Teig in zehn Zentimeter breite Streifen schneiden, mit geriebenen Mandeln und vorher eingeweichten Sultaninen belegen, Ränder überschlagen und eine Rolle drehen, von der kleine Stücke abgeschnitten werden, die wieder zusammengedreht und zu Kringeln geformt werden.

Mit dem mit Wasser verklopften Ei bepinseln, mit gehackten Mandeln belegen und hellbraun backen. Die Kringel können dann nach Belieben mit Zuckerguss bestrichen werden, besonders beliebt war ein mit Obstsaft rosa gefärbter Zuckerguss. Dieses Rezept ist im ostpreußischen „Doennigs Kochbuch“ unter der Bezeichnung „Rosinenkringel“ zu finden.

BS