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03.04.20 / Psychologie / Furcht vor sozialem Abstieg / Wie geschickte Meinungsmanipulationen der herrschenden Elite das Bewusstsein der Bevölkerung verändern und zum Abbau der Demokratie führen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 14 vom 03. April 2020

Psychologie
Furcht vor sozialem Abstieg
Wie geschickte Meinungsmanipulationen der herrschenden Elite das Bewusstsein der Bevölkerung verändern und zum Abbau der Demokratie führen
Wolfgang Kaufmann

Rainer Mausfeld war bis 2016 Inhaber des Lehrstuhls für Allgemeine Psychologie an der Universität Kiel. In seinen Publikationen beschäftigt er sich mit der Umwandlung von Demokratien in autoritäre Sicherheitssysteme und psychologischen Techniken der Meinungsmanipulation durch die Herrschenden. So zum Beispiel auch in dem höchst aufschlussreichen Buch „Warum schweigen die Lämmer?“ aus dem Jahre 2018. Hieran anknüpfend legt Mausfeld nun das etwas schmalere, aber dennoch ähnlich inhaltsschwere Bändchen „Angst und Macht“ vor.

Darin vertieft und ergänzt er seine bisherigen Aussagen über die umfassende Beeinflussung des Bewusstseins der Bevölkerung in neoliberalen Demokratien, wobei der Schwerpunkt diesmal auf der systematischen Erzeugung von Furcht vor sozialem Abstieg und sozialer Ausgrenzung liegt. Diese dient laut Mausfeld vorrangig dem Zweck, eine angemessene Urteilsbildung zu blockieren und die Entschluss- beziehungsweise Handlungsbereitschaft der Menschen zu lähmen. Die dergestalt manipulierten Massen könne die Elite dann in jede gewünschte Richtung lenken. Eine besonders wichtige Rolle misst Mausfeld dabei dem Aufbau von Feindbildern zu: Zum einen hielten dieselbigen das Volk permanent in Atem und verstellten so den Blick auf die wirklichen Probleme, zum anderen lieferten sie jede Menge Vorwände für den „alternativlosen“ Abbau von demokratischen Strukturen und die sukzessive Einschränkung von Freiheits- und Bürgerrechten.

Gleichzeitig sorge die herrschende Elite aber auch für reichlich Ablenkung durch Konsum und vielerlei Formen von seichter Unterhaltung, damit die induzierte Angst nicht zu stark wahrgenommen werde. Denn das könnte die Beherrschten dazu animieren, das System als solches in Frage zu stellen, statt sich an den dargebotenen Ersatz-Feinden abzureagieren.

Bei der Lektüre nahezu jeder Seite des Buches dürften sich bei Lesern, welche die gegenwärtige politische und gesellschaftliche Entwicklung in der Bundesrepublik mit wachen Sinnen verfolgen, Aha-Effekte einstellen: Plötzlich passt alles zusammen – selbst solche scheinbar eher nebensächlichen Dinge wie das immer infantiler werdende Fernsehprogramm erweisen sich nunmehr als wichtige Mosaiksteine, die das Bild von einer durch und durch manipulierten Bevölkerung komplett machen.

Im Schlussteil versucht Mausfeld dann Ratschläge zu geben, wie die Menschen sich von den durch die Eliten verursachten Ängsten frei machen können. Diese bleiben allerdings leider recht vage.

Rainer Mausfeld: „Angst und Macht. Herrschaftstechniken der Angsterzeugung in kapitalistischen Demokratien“, Westend Verlag, Frankfurt/M. 2019, broschiert, 123 Seiten, 14 Euro