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10.04.20 / Ostern / Tage der Einkehr – und der Hoffnung / Im Frühjahr 2020 erscheint das traditionelle Oster-fest wie ein Gleichnis auf die Corona-Krise. Kommt nach der Passionszeit die Auferstehung?

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 15 vom 10. April 2020

Ostern
Tage der Einkehr – und der Hoffnung
Im Frühjahr 2020 erscheint das traditionelle Oster-fest wie ein Gleichnis auf die Corona-Krise. Kommt nach der Passionszeit die Auferstehung?
René Nehring

Es ist Ostern. Das Fest der Auferstehung des Herrn – nach einem qualvollen Kreuzestod am Karfreitag. Das wichtigste Fest im Jahreskreis der Christen – und Symbol dafür, dass auch auf größte irdische Leiden die Erlösung folgt. Den Ostertagen voraus geht die Passionszeit – Wochen des Innehaltens, aber auch des Verzichts auf viele Freuden des Alltags. Und der Passionszeit wiederum gehen die sinnesfrohen Tage des Karnevals und Faschings voraus. 

Wohl selten hat diese traditionelle Abfolge so sehr in die Gegenwart gepasst wie im Frühjahr 2020. Im Anschluss an eine ausgelassene Karnevalsfeier im Rheinland breitete sich das Coronavirus rasant aus und zwang das Land zum Innehalten. Unter dem Schlagwort „Lockdown“ sind Schulen und Kindergärten ebenso verschlossen wie Kultur-, Sport- und Freizeitstätten sowie alle Unternehmen, die nicht als systemrelevant gelten. Gottesdienste sind ebenso untersagt wie alle sonstigen Versammlungen, selbst im Freien. Besonders schmerzlich ist für viele, dass Familien ihre Angehörigen in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen nur eingeschränkt oder gar nicht sehen dürfen. 

Ob die verhängten Maßnahmen immer verhältnismäßig sind, soll hier nicht das Thema sein. Obwohl es fragwürdig ist, dass Kirchen geschlossen werden, Baumärkte jedoch nicht. Oder warum auf einer Parkbank sitzende Menschen mit einem Bußgeld rechnen müssen – und Bürgern die Fahrt in ein anderes Bundesland verweigert wird, selbst wenn sie dort einen offiziellen Zweitwohnsitz haben. 

Corona sorgt dafür, dass wir diesen vorösterlichen Frühling als echte Passionszeit erleben. Wo die Menschen ansonsten überlegen, ob sie für sieben Wochen auf Schokolade, Tabak oder Alkohol verzichten sollen, sind sie diesmal gezwungen, weitreichende Einschränkungen ihrer Gewohnheiten und Freiheitsrechte zu ertragen. Bemerkenswert ist, dass die Mehrheit diese Eingriffe erträgt – nicht zuletzt aus Rücksichtnahme den Kranken und Alten gegenüber, die in der Corona-Pandemie als Risikogruppe gelten. In einer Gesellschaft, der gemeinhin nachgesagt wird, immer egoistischer und rücksichtsloser zu werden, ist dies eine wahrhaft frohe Botschaft. 

Nach der Passionszeit kommt die Zeit der Auferstehung. Tatsächlich lassen die Infektionszahlen der letzten Tage hoffen, dass zumindest einige der Beschränkungen in Kürze gelockert werden könnten. Wollen wir hoffen, dass sich unsere komplexe Gesellschaft dann ähnlich schnell wieder „hochfahren“ lässt, wie sie sich derzeit an den Stillstand gewöhnt hat.