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10.04.20 / Thomas Schäfer / Unehrenhafte Geschäfte eines Ehrenmanns? / Ein wunderlicher Todesfall in Zeiten von Corona – Mutmaßungen über den Suizid des hessischen Finanzministers Thomas Schäfer

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 15 vom 10. April 2020

Thomas Schäfer
Unehrenhafte Geschäfte eines Ehrenmanns?
Ein wunderlicher Todesfall in Zeiten von Corona – Mutmaßungen über den Suizid des hessischen Finanzministers Thomas Schäfer
Norman Hanert

Am 28. März ist an den Bahngleisen der ICE-Strecke bei Hochheim die Leiche des hessischen Finanzministers Thomas Schäfer gefunden worden. Polizei und Staatsanwaltschaft gehen von einem Suizid des CDU-Politikers aus. Weit über die Landesgrenzen hinaus hat der Tod des 54-Jährigen Ratlosigkeit ausgelöst: Innerhalb der hessischen CDU galt Schäfer als potenzieller Nachfolger von Ministerpräsident Volker Bouffier. Auch im Kreis von Kollegen hatte Schäfer als mehrfacher Vorsitzender der Finanzministerkonferenz einen guten Ruf als Fachmann.

Bouffier sagte nach dem Tod Schäfers, er müsse davon ausgehen, dass dieser sich große Sorgen wegen der Corona-Krise gemacht habe: „Ich muss davon ausgehen, dass ihn diese Sorgen erdrückt haben.“

Nur wenige Tage vor seinem Tod hatte Schäfer einen milliardenschweren Nachtragshaushalt auf den Weg gebracht. Dabei warnte er im Landtag eindringlich vor den Folgen der Corona-Krise und sprach von einer Jahrhundertaufgabe: „Fünf Milliarden Steuer-Ausfälle in diesem Jahr allein in Hessen – neben zwei Milliarden zusätzlicher Ausgaben allein akut: Wir werden ein Delta haben, das wird aus heutiger Sicht irrsinnig sein.“ 

Allerdings sind auch Vermutungen aufgetaucht, der Entschluss zum Suizid könnte andere Hintergründe haben. Bereits im Jahr 2018 berichtet die „Welt“ etwa über Finanzderivate-Geschäfte, die in der Amtszeit Schäfers abgeschlossen wurden. Dabei sicherte das Land Hessen Kredite im Wert von 6,5 Milliarden Euro über Zinswetten ab. Das Finanzministerium ging dabei von steigenden Zinsen aus. 

Hessischer Parteispendenskandal?

Mit der Nullzinspolitik der EZB verwandelte sich die Zinswette jedoch in eine ebenso teure wie nutzlose Versicherung ohne Kündigungsmöglichkeit. Für das Jahr 2017 wurden die Derivatgeschäfte beispielsweise mit einem negativen Marktwert von 4,2 Milliarden Euro bilanziert. Allerdings steht Hessen mit seiner fehlgeschlagenen Zinswette nicht allein. Viele deutsche Kommunen und Bundesländer haben sich schon an riskanten Finanzgeschäften die Finger verbrannt.

Zudem ist es bereits mehr als anderthalb Jahre her, dass Thomas Schäfer wegen den Zinsgeschäften unter scharfer Kritik stand. Sehr viel jüngeren Datums ist dagegen ein Bericht des „Spiegel“, in dem es um den Verdacht nicht deklarierter Parteispenden zugunsten der CDU Hessen ging. Das Hamburger Magazin berichtete am 20. Februar, der hessischen CDU würden wegen lückenhafter Rechenschaftsberichte erhebliche Strafzahlungen drohen.

Dabei soll es um Vorgänge um die Nutzung einer Immobilie im CDU-Kreisverband Marburg-Biedenkopf, Schäfers Heimatverband, gehen. Laut dem Bericht konnte der Kreisverband der Partei eine Gründerzeitvilla mindestens seit 1996 mietfrei nutzen und musste nur für die Instandhaltungskosten aufkommen. In der Villa befand sich auch Schäfers Wahlkreisbüro. Treffen die Vorwürfe zu, dann hat die CDU über die Jahre mehrere Hunderttausende Euro gespart, die eigentlich wie eine Parteispende behandelt werden müssten.